petersenw

Dies ist eine alte Version des Dokuments!


PETERSEN, WILHELM * Athen (GR) 15. März 1890 | † Darmstadt 18. Dez. 1957; Komponist und Hochschullehrer

Petersen wurde als jüngstes Kind von Waldemar Petersen, Oberhofprediger des Königs von Griechenland, geboren. Da sein Vater 1892 einem Ruf an den Hof des Großherzogs von Hessen folgte, wuchs Petersen in Darmstadt auf und erhielt bereits im Alter von neun Jahren Kompositionsunterricht bei dem Bruckner- und Rheinberger-Schüler Christian Heim. Er studierte von 1908 bis 1911 an der Akademie der Tonkunst München u. a. bei Felix Mottl und Rudolf Louis. Seine erste Stellung als Kapellmeister und Korrepetitor in Lübeck ab 1913 endete nach nur einem Jahr. Die Einberufung zum 87. Infanterieregiment in Wiesbaden 1916 führte zu einem körperlichen Zusammenbruch und seiner Entlassung aus dem Militärdienst im Sommer 1918; daraufhin betätigte er sich vor allem als Mitarbeiter der Zeitschrift Das Reich. 1922 nach Darmstadt zurückgekehrt, erhielt er 1926 den Georg-Büchner-Preis und wurde 1927 Lehrer für Musiktheorie und Seminarleiter an der Städtischen Akademie für Tonkunst Darmstadt. 1935 wurde er an die Hochschule für Musik Mannheim berufen, an der er bereits seit 1933 als Dozent für Musiktheorie und Komposition gelehrt hatte; schwer erkrankt, trat er 1953 in den Ruhestand.

Orientiert sich die Musik Petersens zunächst noch an den avantgardistischen Strömungen der Gegenwart, wurde nach 1925 eine wiedererlangte Tonalität als „musikalisches Urphänomen“ die Grundlage für sein Komponieren; Priorität erlangte die Idee der Themenmetamorphose – als Ausdruck weltanschaulicher Aussage: Entscheidend für das Denken Petersens war nach der Begegnung mit Rudolf Steiner die Antroposophische Gesellschaft. In der Nähe Petersens zur Antroposophie begründeten sich eine Reihe von Gestapo-Verhören sowie das Uraufführungsverbot für sein Hauptwerk, die Große Messe op. 27, durch die Nationalsozialisten, erlassen 1937. Weite Teile seines Notenmaterials wurden bei einem Luftangriff auf Leipzig im Dezember 1943 vernichtet. Sein Werk wird gepflegt von der 1972 gegründeten Wilhelm-Petersen-Gesellschaft in Darmstadt.

Werke (in Auswahl), zu Lebzeiten im Robert Lienau Musikverlag, Berlin (jetzt Erzhausen) erschienen; Nachdrucke der Kammermusik sind erschienen im Musikverlag Willy Müller, Heidelberg, und im Thiasos Musikverlag, Frankfurt — Symphonische Fantasie für großes Orchester (1911–1913) <> 1. Symphonie c-Moll op. 3 (1914, UA Nürnberg 1921) <> 2. Symphonie („Ostersymphonie“) Es-Dur op. 4 (1916–1919, UA Kassel) <> Große Messe op. 27 für vier Solisten, Chor, Orgel und Orchester (1927–1930, UA Darmstadt 1930; 1945–1946 Wiederherstellung der verbrannten Partitur nach dem Klavierauszug und einer Streicherstimme) <> 3. Symphonie cis-Moll op. 30 (1931, UA Darmstadt 1934) <> 4. Symphonie D-Dur op. 34 (1932, UA Ludwigshafen 1941) <> Symphonische Variationen op. 36 (1933–1934, UA Dresden 1934) <> Sinfonietta für Streicher (1933–1934, Umarbeitung des 1. Streichquartetts op. 5) <> Thema, Verwandlungen und Fuge für Orchester op. 39 (1936–1937, UA Saarbrücken 1941) <> Der goldene Topf, Oper auf ein Libretto des Komponisten nach einem Text von E.T.A. Hoffmann (1936–1939, UA Darmstadt 1941) <> 3. Streichquartett e-Moll op. 49 (1946–1950, UA 1950) <> Aufsatz: Arbeitsweise und Verhältnis von Leben und Werk, in: Das Goetheanum 37 (1958), S. 306f.

Quellen — Nachlass ab 1962 im Wilhelm-Petersen-Archiv in Ilvesheim bei Mannheim, seit 1974 in Mainz.

Literatur — Richard Laugs, Wilhelm Petersen, in: Zeitschrift für Musik 116 (1955) <> Elisabeth Noack, Art. Wilhelm Petersen, in: MGG1, Sp. 1122f. <> Adelheid Sybel-Petersen, Wilhelm Petersen. Skizze seines Wesens und Lebens, Darmstadt 1962 <> Ludwig Nöll, Der Komponist Wilhelm Petersen, in: MittAGm 25 (1972), S. 305–311 <> Ludwig Nöll, Wilhelm Petersen 1890–1957, in: Musik in Darmstadt zwischen den beiden Weltkriegen, hrsg. von Hubert  Unverricht und Kurt  Oehl, Mainz 1980, S. 95–153 (BzmM 18) <> Wolfgang Mechsner, Wilhelm Petersen. Leben und Werk. Biographie mit thematischem Werkverzeichnis, Frankfurt 1996 <> Wolfgang Mechsner, Art. Wilhelm Petersen, in: MGG2P (2005) <> Oswald Bill, Art. Petersen, Wilhelm, in: Stadtlexikon Darmstadt (online)


Birger Petersen

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
  • petersenw.1580315021.txt.gz
  • Zuletzt geändert: 2020/01/29 17:23
  • von kk
  • angelegt 2020/01/29 17:23