parlow


(1) (CARL) ALBERT (JULIUS) * Torgelow (Uckermünde) 31. Dez. 1822 (nicht 1824) | † Wiesbaden 27. Juli (nicht Juni) 1888; Musikdirektor, Komponist

(2) (KARL AUGUST) EDMUND * Mainz 9. Sept. 1855 | † Frankfurt/M. 31. Jan. 1944; Sohn von (1), Musikdirektor, Komponist


(1)


Albert Parlow, Sohn eines Försters, war nach dem Studium bei Adolph Bernhard Marx in Berlin zunächst (seit 1844) Hauboist beim 9. Infanterie-Regiment („Colberg“) in Stettin, reiste als Leiter des neu gebildeten Marine-Musik-Corps bis nach Asien (1852–53) und wurde anschließend Musikdirektor der ca. 60 Musiker umfassenden Kapelle des königlich preußischen (pommerschen) 34. Infanterie-Regiments, das bis 1860 in Mainz garnisoniert war. Während der 1850er Jahre trug die Kapelle zur musikalischen Untermalung zahlreicher Feste in der weiteren Mainzer Umgegend bei (etwa 1857 in Osthofen, Alsheim, Heppenheim und Worms) und veranstaltete „Concerts à la Strauss“, bei denen u. a. Werke von Joseph Hofs auf dem Programm standen. In den folgenden Jahren lag das Regiment in Rastatt, wobei die Kapelle häufig in Baden-Baden sowie äußert erfolgreich in Lyon (1864) und Paris (1865) konzertierte. Von 1866 bis 1871 war Frankfurt/M. der Standort des Regiments. Parlow trat dort (im Holländischen Hof und Zoologischen Garten) wie auch in Offenbach (im Schlosser’schen Maingarten) und weiter auswärts mit seiner Militärmusik auf. Für die Feierlichkeiten anlässlich des 50jährigen Jubiläums des Regiments im Februar 1870 komponierte er einen Festmarsch (op. 140). Seit das Regiment 1871 nach Stettin verlegt worden war, bot Parlow dort Konzertreihen an, ehe er sein Amt niederlegte und im Winter 1877/78 mit einer neu zusammengestellten Zivilkapelle eine Konzertreise antrat. Von 1878 bis 1886 war die Parlow’sche Kapelle (mit ca. 40 Musikern) in den Sommermonaten als Kurorchester in Bad Kreuznach engagiert, wo sie zudem bei Konzerten von Gisbert Enzians Konzert-Gesellschaft und den Kreuznacher Musikfesten mitwirkte; im Winter spielte sie in Hamburg. In Folge eines Schlaganfalls zog sich Parlow 1887 nach Wiesbaden zurück. Er war seit 1846 verheiratet mit Marie geb. Schumacher (1826–1903). Neben Edmund (2) gingen aus der Ehe die Schwestern Auguste (Hermine Eleonore) (* Mainz 20. Aug. 1859), spätere Ehefrau des Wiesbadener Konservatoriumsdirektors Arthur Michaelis, und Ottilie (Wilhelmine Marie) (* Frankfurt/M. 16. Jan. 1865 | † Wiesbaden 12. Okt. 1944 (Luftangriff)) hervor.

WerkeKompositionen (Auswahl, den mittelrheinischen Raum betreffend): Le Pont de Mayence. Polka-Mazurka (Kl.) op. 39, Mainz: Schott [1856]; D-B, D-BUDbierwisch (s. Abb.), F-Pn <> Die Ungenannte. Polka-Mazurka (Kl.), ebd. [1857]; D-B – als op. 50 für Orch., ebd. [1859] <> Steyer-Lieder (Kl.) op. 48, ebd. [1858]; D-B <> Fleurs de Bal. Polka-Mazurka (Kl.) op. 49, ebd. [1858]; D-B <> Judith-Polka (Kl. bzw. Orch.) op. 51, ebd. [1859]; D-B (Kl.) <> Erinnerung an Wiesbaden. Walzer (Kl.) op. 62, Mainz: Hickethier [1860]; ehem. D-DS <> Museums-Ball-Polka (Kl. bzw. Orch.) op. 117, Breslau: Hainauer [1868]; D-B (Kl.) <> Main-Klänge. Walzer (Kl. bzw. Kl. 4ms bzw. Orch.) op. 120, ebd. [1868]; D-B (Kl.) – New York: Gordon [1868]; US-AAu (Kl., digital) <> Saalbau-Galopp (Kl. bzw. Orch.) op. 126, Breslau: Hainauer [1868]; D-B (Kl.), D-CO (Kl.) <> Homburger Sprudel-Galopp (Kl. bzw. Orch.) op. 127, ebd. [1869]; D-B (Kl.), D-CO (Kl.) <> Lustgarten-Quadrille (Kl. bzw. Orch.) op. 133, ebd. [1869]; D-B (Kl.) <> Erinnerung an Heidelberg. Marsch (Kl.) op. 134, ebd. [1869] <> Erinnerung an Wiesbaden. Walzer (Kl. bzw. Orch.) op. 138, ebd. [1870]; D-B (Kl.) – engl. Ausg., Philadelphia: Lee & Walker [ca. 1875]; US-AAu (Kl., digital) Großer Festmarsch (Kl. bzw. Orch.) op. 140, Breslau: Hainauer [1870]; D-B (Kl.) <> Var. über ein russisches Volkslied (Streicher bzw. Kl. 4ms) op. 150, ebd. [1872]; D-B (Kl. 4ms), GB-Lbl (Str.), US-R (Str., digital) <> Ein Tropfen aus dem Rhein. Walzer (Kl. bzw. Orch.) op. 166, Breslau: Hainauer [1875]; D-CO (Kl.), D-MZs (KlA., Orch.), GB-Lbl (Kl.) <> Gruss an Creuznach. Marsch (Kl.) op. 190, Kreuznach: Schmithals [1878] – für Orch., Potschappel: Bellmann & Thümer [1880] – für Kl., Leipzig: Dietrich [1883] <> außerdem zahlreiche Polkas, Walzer und Märsche für Kl. bzw. (Militär-)Orchester; seine 1864 in Lyon erstaufgeführte Amboss-Polka (Breslau: Hainauer [1864]) „ist auf dem ganzen Erdenrund bekannt geworden“ (Signale, 1888) <> Bearbeitungen: in den 1870er Jahren erschienen bei André zahlreiche seiner Arrangements für Militärmusik und Orchester, darunter Joseph Nesvadbas Paraphrase über Die Loreley von Silcher op. 17 [1870]. Bis heute sind außerdem Parlows Orchestrierungen der Ungarischen Tänze (Nrn. 5–6, 11–16, Berlin: Simrock [1876, 1881]) von Brahms Teil des Konzertrepertoires.

Quellen und Referenzwerke — KB Szczecin (Stettin) und Standesamtsregister Wiesbaden; Zivilstandsregister Mainz <> Zahlreiche Nennungen in der zeitgenössischen Presse – u. a. Preußische Wehr-Zeitung 26. Sept. 1852, 24. Okt. 1852; Neue Berliner Musikzeitung 3. Nov. 1852, 1. Juni 1864; Mainzer Anzeiger 14. Jan. 1855, 27. Jan. 1856, 25. Jan. 1857, 17. Jan. 1858 und passim; Wormser Zeitung 28. Apr. 1857, 12. Mai 1857, 28. Mai 1857, 4. Juni 1857, 29. Apr. 1858; Bamberger Zeitung 1. Juni 1864; Berliner Gerichts-Zeitung 4. Juni 1864; National-Zeitung 4. Juni 1864, 9. Okt. 1865, 30. Okt. 1865, 13. Nov. 1865; Pfälzischer Kurier 12. Mai 1865; Allgemeine Zeitung (Augsburg) 30. Mai 1865; Amtsblatt für die königlichen Bezirksämter Ebermannstadt und Forchheim 2. Nov. 1865; Morgenblatt zur Bayerischen Zeitung 15. Nov. 1865; Neue Aschaffenburger Zeitung 2. Febr. 1866; Süddeutsche Musik-Zeitung 19. Febr. 1866; Fränkischer Kurier 16. Sept. 1866; Der Bayerische Landbote 19. März 1867; Didaskalia 16. Juli 1867, 23. Aug. 1868, 13. Apr. 1871; Pfälzische Volkszeitung 17. Aug. 1867; Fränkisches Volksblatt 29. Sept. 1868; Bayerische Landzeitung 26. Aug. 1869; Allgemeine Militär-Zeitung 9. März 1870, 16. März 1870; Würzburger Journal 19. Apr. 1870; Beiblatt zur Aschaffenburger Zeitung 21. Juni 1871, 11. Juni 1872; Aschaffenburger Zeitung 27. Juni 1871; Allgemeine deutsche Musikzeitung 17. Apr. 1874, 15. Mai 1874, 1. Dez. 1874, 4. Febr. 1876, 24. März 1876, 11. Mai 1877, 29. Juni 1877, 14. Sept. 1877, 19. Okt. 1877, 2. Nov. 1877; Musikalisches Wochenblatt 21. Apr. 1876; Frankfurter Communalblatt 6. Jan. 1878; Signale für die musikalische Welt Nr. 37, 1888 (Nachruf) <> MMB <> Pazdírek <> Briefe an Bote & Bock, s. Kalliope

Literatur — Kraehe, Das Füsilier-Regiment Königin Victoria von Schweden (Pommersches) Nr. 34 im Weltkriege mit Überblick über die Zeit 1720–1914, Stettin 1931 <> Frank/Altmann 1936 <> SuppanB 1994 <> Koch 2009

Abbildung 1: Le Pont de Mayence op. 39, Titel; D-BUDbierwisch

Abbildung 2: Konzertanzeige, in: Mainzer Anzeiger 14. Jan. 1855


(2)


Edmund Parlow war in vielen musikalischen Vereinigungen in Frankfurt/M. tätig. So wurde er 1881 Dirigent des Gesangvereins Melodie bzw. Melodia. Von 1887 bis 1900 ist er als Dirigent des evangelischen Kirchengesangvereins, 1892 auch des Chorvereins nachweisbar. Es folgen Stellen beim Philharmonischen Verein (1900), im Frankfurter Damengesangverein (1915), am Raff’schen Konservatorium (1918) und beim Kirchenchor der deutsch-evanglisch reformierten Gemeinde (1920). Laut Jansa gründete er zusammen mit Paul Zilcher in Offenbach die Parlow-Zilcher’sche Klavierschule. Daneben gab er privaten Unterricht.

Werke — Über 150 Werke mit Opuszahlen und weitere ohne, meist kleinere, auch pädagogische Klavierwerke, Arrangements und Lieder mit Klavierbegleitung, siehe MMB und Imagekatalog I in D-B; chronologische Auswahl (bei mittelrheinischen Verlagen erschienen): Vergissmeinnicht op.15, Kreuznach: Schmithals [1878] <> Chinesenmarsch, ebd. [1879] <> Rondo (Kl.) m. Thema aus „Si j’etais Roi“ (Adam) op. 13, Mainz: Schott [1882]; D-B <> Drei Lieder (Mch.) op. 23, Frankfurt/M.: Henkel [1884] <> Jugend-Album op. 42, Mainz: Schott [1895]; D-Cl <> Turnerlieder-Album (Chor m. Kl. oder Kl. solo), Offenbach: André [1896]; D-B, D-OF <> Gavotte (Kl.) op. 47, Frankfurt/M.: Firnberg [1897]; D-B <> Zwei Lieder (1. „Nun lasst mich geh’n und wandern“, 2. Mops und Möpschen; 4st. Mch.) op. 46, Offenbach: André [1901]; D-B, D-OF <> Trauungslied op. 49, ebd. [1901]; D-B, D-OF <> Zwei Klavierstücke (Nocturne und Gavotte) (Kl.) op. 52, ebd. [1902]; D-B, D-OF <> Waldlied (Chor m. Kl.) op. 57, ebd. [1902]; D-B, D-OF <> Wald-Idylle (Orch.) op. 61, ebd. [1902]; D-B, D-OF <> Der deutsche Rhein op. 65 (Mch.), ebd. [ca. 1902]; D-B, D-OF <> Kleine Stücke großer Meister, ebd. [ca. 1906]; D-OF <> Etüden-Album, ebd. [ca. 1908]; D-OF, D-B [1911/12] <> Steh fest, du deutscher Eichenwald op. 75 (Mch.), Frankfurt/M.: Selbstverlag (Leipzig: Pabst, in Kommission) [?]; D-B – Übernahme, Frankfurt: Baselt [1925] <> Im Maien op. 86, Mainz: Ebling [?]; D-B <> 2 Männerchöre (Es steht ein Lind im tiefen Tal und Mondnacht am Rhein) op. 88, Frankfurt/M.: Selbstverlag (Leipzig: Pabst, in Kommission) [?]; D-B – Übernahme, Frankfurt: Baselt [1925] <> Kinderliederalbum op. 94, Frankfurt/M.: Firnberg [ca. 1911]; D-B, D-Ngm, CH-Bm <> 6 Weihnachtslieder für Klavier ganz leicht bearbeitet op. 94a; ebd. [1911]; D-B <> Am Weihnachtsabend. Charakterstück op. 116 (Kl.), ebd. [1912], D-B, D-BUDbierwisch <> Frohe Stunden. Kleine Klavierstücke für junge Pianisten op. 120, Frankfurt/M.: Stamm [1913]; D-B <> Sechs Fantasien über beliebte Weihnachtslieder, Offenbach: André [1915]; D-B, D-BABHkrämer (Nr. 1, 4), D-BUDbierwisch (Nr. 1, 4), D-OF – auch für Kl. 4ms; D-BABHkrämer (Nr. 3), D-BUDbierwisch (Nr. 3) <> Musikalisches Bilderbuch. Zehn kleine Klavierstücke für die Jugend op. 127, ebd. [1918]; D-B <> Die jungen Freunde. 8 Klavierstücke op. 130 (Kl. 4ms.), ebd. [1918]; D-B <> 20 leichte kleine Klavierstücke op. 132, ebd. [1920]; D-B <> Neues Kinderlieder-Album op. 150 (Kl.), Frankfurt/M.: Baselt [1928]; D-B <> Ehre die Arbeit, Frankfurt: Soltan [1935]; D-B

Quellen — Briefe in D-B, D-Mbs, D-LEu, (s. Kalliope) <> Sterberegister Frankfurt/M. <> Akten in D-Fsa (S2, Sign.: 3.065) <> Adressbücher Frankfurt <> MMB <> Pazdírek

Literatur — Jansa 1911 (Art. Zilcher, Paul) <> Frank/Altmann 1936

Hörbeispiel: Edmund Parlow, Mazurka op. 118 Nr. 1, Leipzig: C. F. Kahnt Nachf. (1913) (Aufnahme von Kristina Krämer für das MMM2, August 2021)

Abbildung 3: Edmund Parlow, in: Im Volkston II. Sammlung, Moderne Preislieder komponiert für Die Woche, Scherl: Berlin 1903; D-BUDbierwisch

Abbildung 4: Unterschrift Edmund Parlows in einem Brief an Schott 1906, D-B (digital)


Martin Bierwisch | Kristina Krämer

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
  • parlow.txt
  • Zuletzt geändert: 2023/11/12 12:45
  • von kk
  • angelegt 2020/01/07 14:14