moehring


MÖHRING, (WILHELM FRIEDRICH) FERDINAND * Alt-Ruppin 19. Jan. 1815 (nicht 18. Jan. 1816) | † Wiesbaden 1. Mai 1887; Komponist, Dirigent und Organist

Nach dem Besuch des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums in Neuruppin begann Möhring 1830 zunächst eine Lehre im Baufach auf der Gewerbeschule in Berlin. Zunehmendes Interesse am Musik- und Kulturleben und die Komposition kleinerer Werke erhärten den Wunsch, eine musikalische Laufbahn einzuschlagen. 1835 folgten der Eintritt in das Institut für Kirchenmusik (August Wilhelm Bach) und der Besuch von Vorlesungen bei Adolph Bernhard Marx. 1838 führte Felix Mendelssohn Bartholdy Möhrings (ungedruckte) Sinfonie in B-Dur und 1839 eine Ouvertüre am Gewandhaus in Leipzig auf (s. Hagels). Von 1840 bis 1845 war Möhring Organist in der Ludwigkirche in Saarbrücken, er leitete hier auch den örtlichen Männergesangverein. In den umliegenden Orten gab er Konzerte als Orgelvirtuose. 1844 erfolgte die Ernennung zum königlichen Musikdirektor. Im folgenden Jahr ging er zurück nach Neuruppin und wurde dort Kirchenmusikdirektor und Organist an der St. Marien Kirche. Darüber hinaus gab er Unterricht an seinem einstigen Gymnasium und übernahm die Leitung des Männergesangvereins in Alt Ruppin. 1857 heiratete er Hedwig Schulz, die Tochter eines Malers. Nach der Emeritierung 1874 folgten zahlreiche Reisen zu Konzerten und Sangeswettbewerben. 1876 ließ er sich mit seiner Frau und deren jüngerer Schwester, der Sopranistin Ottilie Schulz (1844–1922), in Wiesbaden nieder. Sie heiratete den Gesangslehrer Adolf Brömme (1826–1905). Möhring stand in Wiesbaden in Kontakt mit Franz Abt, dem Schriftsteller Carl Schultes und weiteren Akteuren des Wiesbadener Musik- und Kulturlebens. Auch die Treffen mit den Freunden und Kollegen beim Stammtisch im Kurhaus dürfen nicht unerwähnt bleiben. Zum 40-jährigen Bestehen des Wiesbadener Männergesangvereins steuerte Möhring den Preischor „Rheingauer Gruß“ bei. Er wirkte weiter bei etlichen Musik- und Gesangsfesten als Preisrichter mit. Treffend äußerte sich Möbis über die letzten Jahre des Musikers: „Der Komponist liebte es, hinter dem Kursaal eine Tasse Kaffee einzunehmen und der Kurmusik zu lauschen.“ (Möbis 2015, S. 61f.) Im Anschluss der Feierlichkeiten zu seinem 200. Geburtstag 2016 wurde 2017 die Ferdinand Möhring Gesellschaft e.V. in Alt Ruppin gegründet.

Werke — Siehe RISM (hs. Überlieferung) und die Übersicht der Ferdinand Möhring Gesellschaft. Der Schwerpunkt seines Schaffens (120 Werke mit Opuszahlen und weitere WoO) liegt auf Kompositionen für Männerchöre. Darüber hinaus finden sich weitere Chorkompositionen, Lieder, Klavier- und Orchesterwerke und eine Oper (Schloss Warren oder das Pfarrhaus, UA Berlin 1862). Seine Kompositionen erschienen in diversen Verlagen im ganzen deutschen Sprachgebiet, so auch am Mittelrhein – neben Schott und Kittlitz-Schott in Mainz sind vor allem André in Offenbach und Jurany & Hensel in Wiesbaden zu nennen.

Quellen und Referenzwerke — KB Alt Ruppin <> MMB, Pazdírek <> Frank/Altmann, Mendel/Reissmann <> M.H., Ferdinand Möhring, in: Harmonie 15. April 1876 <> Festschrift zur Enthüllung des Denkmals für Ferdinand Möhring zu Alt-Ruppin Neu-Ruppin 1897 <> Andenken an den Wettstreit, Deutscher Männergesang Vereine zu Wiesbaden 27–31 August 1881 (digital) <> Briefe an Carl Friedrich Rungenhagen, an die Mainzer Liedertafel, die Verlage B. Schott’s Söhne, Bote & Bock, André und andere, s. Kalliope und D-OF (2, 1846) <> Felix Mendelssohn Bartholdy. Sämtliche gesammelte Briefe, Bd. 6, 7, 10, Kassel 2008–2017 <> Hagels 2009 <> freundliche Mitteilungen von Prof. Dr. Ulrike Liedtke (Ferdinand Möhring Gesellschaft)

Literatur — Peter Thüringer, Friedrich Kiel und seine Beziehungen zur Königlichen Bibliothek in Berlin, in: Friedrich-Kiel-Studien Bd. 1 (1993), S. 25–35 (bezüglich eines Album Möhrings mit Eintragungen zahlreicher Kollegen und Freunden, siehe RISM ID 464001000) <> Ricarda Wackers, Sprungbrett für junge Dirigenten – Die Anfänge des öffentlichen Konzertwesens, in: Musik in Saarbrücken: Nachklänge einer wechselvollen Geschichte, Saarbrücken 2000, S. 71–83 <> Emil Möbis, Ferdinand Möhring. Ein Lebensbild, Stolp 1893 – erweiterter Reprint, Karwe 2015 (dort weitere Literatur) <> Saarland Biografien online

Abbildung 1: Handbuch für Dirigenten und Vorstände von Männer-Gesang-Vereinen, Mainz: Kittlitz-Schott [1895]; D-BUDbierwisch

Abbildung 2: Grabstein Ferdinand Möhrings auf dem Nordfriedhof in Wiesbaden (Abteil 14), aufgenommen von Kristina Krämer im Dez. 2018


Martin Bierwisch

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