lizius


(1) Caspar Josef get. Nieder-Walluf 15. Mai 1760 | † Frankfurt/M. 5. Dez. 1824; Domkapellmeister, Musiklehrer, Organist, Komponist

(2) (Johann) Bernhard * Mainz 16. Dez. 1787 | † Frankfurt/M. 17. Nov. 1877; Sohn von (1), Organist

(3) Christoph Theonest (später Christoph Franz) get. Mainz 5. Aug. 1789 | † München 27. Febr. 1863; Sohn von (1), Violinist, Organist, Musiklehrer, Komponist

(4) Peter (Anton Kilian) * Mainz 17. Febr. 1791 | † Frankfurt/M. 23. Dez. 1861; Sohn von (1), Musiker

(5) Caroline (Dorothea) * Aschaffenburg 24. März 1824 | † Köln 11. Dez. 1908; Tochter von (3), Sängerin

(6) Karl (Carl) Bernhard * Frankfurt/M. 5. Juni 1828 | † nicht vor 1866; Sohn von (2), Handelsmann und Verlagsbuchhändler


(1)


Von seinem Vater, dem Schulmeister Johannes Lizius, erhielt Caspar Josef eine grundlegende musikalische Ausbildung. In den frühen 1780er Jahren kam er nach Mainz und arbeitete bis 1789 als Privatsekretär; als „musicus“ ist er 1791 nachgewiesen, wirkte seit spätestens 1796 als Bassist bei der Dommusik mit und erhielt Unterricht von Georg Anton →Kreusser. Nach dem Tod von Johann Friedrich Stark (1799) wurde er als dessen Nachfolger zum (letzten erzbischöflichen) Domkapellmeister befördert. Für die musikalische Umrahmung besonderer Anlässe in anderen Kirchen (St. Christoph, St. Quintin, St. Ignaz u. a.) zeichnete er ebenfalls verantwortlich. Die sich verschlechternden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen veranlassten ihn, 1809 nach Verzicht auf das Mainzer Bürgerrecht die Stelle des Organisten an St. Bartholomäus in Frankfurt anzunehmen. Alsbald bot er „dem verehrungswürdigen Publikum seinen Unterricht im Clavier, Singen, Generalbaß und der musicalischen Composition“ an (Frankfurter Intelligenz-Blatt 27. Febr. 1810). Wenig später arbeitete er zudem als Musiklehrer an der Katholischen Mädchenschule; für kurze Zeit (Febr. bis Mitte 1810) ist er überdies auch in Aschaffenburg als Musiklehrer nachgewiesen.

WerkeVokalwerke: 3 Messen (C, D, Es); verschollen (s. D-WÜsa, Stiftungsamt Aschaffenburg II 299, Produkt Nr. 21, sowie ebd., Regierung von Unterfranken, 13309, fol. 47r, 155r/v, 163v, 164r) <> 6 deutsche Lieder (Sst., Kl.); verschollen (Anzeige in Privilegirte Mainzer Zeitung 29. Juni 1782) <> Hymne Chor und Aria („abgesungen bey der feyerlichen Austheilung der Preisse [!] an die Mainzische Stadtschul-Jugend am 27ten September 1807“; Sst./4st Chor, Kl.), Mainz: Schott [1807]; D-MZs (digial, s. Abb.) – auch aufgef. 1820 in Aschaffenburg (s. Jahres-Bericht über die Königlichen Studien-Anstalten zu Aschaffenburg […] für das Studienjahr 1819 in 1820, Aschaffenburg 1820, S. 40) <> Die fünf Sinne (Sst., Kl.), ebd. [1811]; GB-Lbl (digital) <> Lied auf den Sieg beim schönen Bunde (Sst., Kl./Git.), Auswahl von Arien Nr. 88, ebd. [1816]; D-B, D-Mbs (digital) <> Der Schmetterling (Sst., Kl./Git.), Auswahl von Arien Nr. 90, ebd. [1816]; D-B, D-Mbs (digital) <> Allgemeines Volkslied vom 18ten October (Sst. Kl./Git.), Auswahl von Arien Nr. 91, ebd. [1816]; D-Mbs (digital) <> Instrumentalwerke: 6 Walzer (Kl.), Mainz: Schott [1807]; verschollen – vermutl. dieselben, separat, ebd. [1808, 1810, 1811]; verschollen <> Sérénade (Git., Fl., Va.), Eltville: Zulehner [1813]; D-B, D-Mbs – Übernahme Mainz: Schott [bis 1818]; D-Mbs (digital) <> 2 Sonaten (Kl., Vl.); Ms. in D-F, s. RISMonline <> Lehrwerke: Praktische Anleitung zum Gesang Unterricht für Schulen, 3 Hefte, ebd. [1822–24]; D-B, D-Mbs (digital: Heft 1, 2, 3) <> Anleitung den General Bass pracktisch spielen zu lernen, Mainz: Schott [1823]; D-B, D-Mbs (digital), F-Pn (digital)

Quellen (neben den oben genannten) — Briefe an Schott in Mainz (1818–1824); D-B, D-Mbs <> Akten in D-WÜst (Vizedomamt Aschaffenburg 50) <> HmL

Literatur — Gottron 1959, S. 204–208 und passim (dort weitere Quellen und Literatur) <> Werner Pelz, Kirchenmusik im Mainzer Dom zwischen Säkularisation und Cäcilianismus, in: Mainzer Zeitschrift. Mittelrheinisches Jahrbuch für Archäologie, Kunst und Geschichte 90/91 (1995/96), S. 111–119 <> Wollner 2009


(2)


Bernhard Lizius war wie sein Vater als Musiklehrer in Frankfurt tätig und folgte ihm, nachdem er ihn bereits zuvor als Adjunkt unterstützt hatte, als Bartholomäus-Organist nach.

WerkeLied an Deutschlands Frauen (Sst., Kl./Git.), Auswahl von Arien Nr. 92, Mainz: Schott [1816]; D-B, D-Mbs (digital)


(3)


Christoph Lizius, der seinen Taufnahmen Theonest alsbald durch Franz ersetzte, erhielt im Januar 1812 eine Anstellung als Violinist in der Großherzoglich Frankfurtischen Hofkapelle in Aschaffenburg. 1816 wurde er zum Königlich Bayerischen Hofmusiker ernannt und arbeitete in den Schuljahren 1819/20 bis 1840/41 als Musiklehrer (Gesang, Violine) an der Musikschule der königlichen Studien-Anstalten (Lyceum, Gymnasium und Lateinschule). Ihm oblag dabei auch die Gesamtdirektion von Solo-, Chor- und Orchesterdarbietungen in den öffentlichen Aufführungen der Schulfeste und bei Hochämtern in der Studienkirche. 1826 zum Organisten an der Studienkirche bestellt, trat er 1839 zudem die Nachfolge von Georg Albert Hom als Musikdirektor der Stiftskirche an. Für die Mainzer Musikhandlung Schott fungierte Lizius in Aschaffenburg von 1818 bis 1836 als Kommissionshändler. Die 1841 erfolgte, finanziell lukrativere Anstellung als Zollbeamter („Oberaufschlagskontrolleur“) in München hatte Lizius der besonderen Gunst des Bayernkönigs Ludwig I. für seine Tochter Caroline (5) zu verdanken. 1848 wurde Lizius in den Ruhestand versetzt. Der Frankfurter Revolutionär Carl Bernhard Lizius (1812–1870) war sein erstgeborener Sohn.

WerkeErinnerung an die Freundin („Dein gedenk ich, und mit sanftem Beben“; Sst., Kl.), Auswahl von Arien Nr. 237, Mainz: Schott [1823]; D-B, D-ERstaab (s. Abb.), D-Mbs (digital) <> weitere in den Quellen genannte Werke (darunter eine Kantate zur Jubelfeier Seiner Majestät des Königs (1824), „Gebet vor der Schlacht“ (Körner; 1824), Bayerisches Volkslied nach einer neuen Melodie von Chr. F. Lizius (1824)) blieben ungedruckt und sind verschollen.

Quellen — 25 Briefe von Lizius an Schott in Mainz (1818–1836); D-Mbs <> 12 Briefe von Lizius an Schott in Mainz (1821, 1822); D-B <> Akten in D-WÜsa (Mainzer Geheime Kanzlei 225, fol. 223, 224, 226; Stiftungsamt Aschaffenburg, I B 176, I B 177, II 199, II 585; Regierung von Unterfranken, 478, 12809, 13309), D-Msa (Zollakten 5380; Nachlass Dalberg 104, 108–112), D-WIhha (Abt. 371, 1260) <> Staats-Calender für das Grosherzogthum Frankfurt 1812, S. 36 <> Jahresberichte der königlichen Studien-Anstalt Aschaffenburg 1819/20 bis 1840/41 <> Einladung zur Feier des 25jährigen Regierungs-Jubiläums Seiner Majestät des Königs, welche die vereinigten Königlichen Studien-Anstalten zu Aschaffenburg am 15ten Februar 1824 […] begehen werden, Aschaffenburg 1824 <> Einladung zu dem Schulfeste […] am 26ten Mai 1824, Aschaffenburg 1824 <> HmL

Literatur — Walter Gleißner, Restaurations- und Reformbestrebungen als Merkmale der katholischen Kirchenmusikpflege im 19. Jahrhundert in Aschaffenburg, in: Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes 13/14 (1990), S. 341–362


(4)


Peter Lizius arbeitete wie sein Vater und sein Bruder Bernhard als Musiklehrer in Frankfurt. 1813 wird er als Musiker bei den Frankfurter Freiwilligen Jägern zu Fuß erwähnt; später (wohl um 1818) erhielt er die Anstellung als Organist an der Leonhardkirche. Aufgrund seiner geringen Einkünfte supplizierte er 1829 um die Handelserlaubnis für „Spezereikram“; er starb als Musiklehrer.

WerkeFavorit-Walzer (Kl.), Nr. 24, Frankfurt: Fischer [1826]; D-B

Quellen — Senatssupplikationen 23/29; D-Fsa


(5)


Caroline Lizius war in den Jahren 1844–1848 Sopranistin in der Münchener Hofmusik, nachdem Bayernkönig Ludwig I. sie 1840 in Aschaffenburg kennen (und lieben) gelernt und sie zweimal für seine Schönheitengalerie hatte malen lassen. Nach Absetzung Ludwigs I. schied sie aus der Hofmusik aus und vermählte sich mit dem bayerischen Kabinettssekretär Karl Albert Stobäus.

QuellenAnzeige derjenigen Kirchenfeste in der königl. Hofkapelle, bey welchen das Personale der königlichen Hofmusik zu erscheinen hat, München 1844–1848 <> Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Bayern 1845, München 1845, S. 90.

Literatur — Theodor Ruf, Schulen und Frauen. Ein Beitrag zu den Beziehungen zwischen Ludwig I. und Aschaffenburg, in: Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst im Untermaingebiet 28 (2010), S. 157–232 <> Rudolf Reiser, Die Schönheitengalerie König Ludwig I. im Schloß Nymphenburg, in: Nymphenspiegel 3 (2008), S. 104–182


(6)


Als in Frankfurt ansässiger Handelsmann konzentrierte sich Karl Bernhard Lizius auf „Bücher, Literalien und darin einschlagende Kunstgegenstände“ (Adressbücher Frankfurt). In seiner Ende 1848 gegründeten Verlagsbuchhandlung erschienen 1852 einige wenige Musikdrucke (von Franz Xaver Burgstaller und Johann Drinnenberg), die er bei André in Offenbach herstellen ließ. 1860 ist er als Badinspektor in Wildungen nachgewiesen, und wahrscheinlich darf er mit demjenigen Karl Bernhard Lizius identifiziert werden, der 1861 in Duisburg als Vertreter einer Frankfurter Versicherungsanstalt konzessioniert wurde. Er ist (entgegen der Behauptung in Wikipedia) allerdings nicht identisch mit seinem unter (2) genannten namensgleichen Vetter.

Quellen — Geschäftsrundschreiben 10. Dez. 1848 <> Adressbücher Frankfurt 1849–1860 <> Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf 5. Juli 1861 <> MMB


Quellen (zu (1)–(6)) — KB und Zivilstandsakten Frankfurt/M., Mainz, München (St. Bonifaz) <> Materialien zur Familie Lizius in D-Fsa (Best. S 2)


Axel Beer | Erich Staab

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  • Zuletzt geändert: 2023/02/18 15:37
  • von kk
  • angelegt 2018/04/04 23:08