lichtenstein


LICHTENSTEIN, LEOPOLD * Weimar 13. Juli 1819 | † Frankfurt/M. 22. Aug. 1896; Pianist, Musiklehrer, Komponist, Klavierhändler

Lichtenstein, Sohn eines Weimarer Lehrers, ließ sich als Musiker vermutlich 1840 in Frankfurt nieder – es ist nicht unwahrscheinlich, dass eine Verwandtschaft zur jüdischen Kaufmannsfamilie gleichen Namens bestand –, gab Klavierunterricht (Siegmund Bock war sein Schüler), trat öffentlich als Pianist auf und steuerte, wenigstens in den ersten Jahren, Musikberichte für die Presse bei. 1859 begründete er gemeinsam mit dem Gesangslehrer Ferdinand Schmidt den Operngesangverein, eine „Vereinigung von Dilettanten zur Aufführung dramatischer Chorwerke mit Clavierbegleitung“ (Neues Frankfurter Museum 28. Dez. 1861), der, obwohl er sich (mit zwischenzeitlich 40 Mitgliedern) auch überregionaler Beachtung erfreute, nur wenige Jahre (wohl bis 1863) bestand – Schmidt zog nach München, und Lichtenstein errichtete im Spätsommer 1864 in Frankfurt unter der Firma Lichtenstein & Comp. gemeinsam mit Friedrich von Kittlitz auf der Neuen Kräme ein Musikalien- und Instrumentengeschäft. Nach von Kittlitz’ Ausscheiden infolge der Etablierung eines eigenen Unternehmens in Mainz (Okt. 1867) vereinigte sich Lichtenstein kurzzeitig – offenbar nur bis März 1868 – mit Maximilian Wolff unter der Firma Wolff & Comp. auf der Zeil, kehrte aber anschließend in seine ursprünglichen Geschäftsräume zurück, wo er eine Klavier- und Harmonium-Handlung (L. Lichtenstein & Co.) eröffnete, die in der Folgezeit „den in Frankfurt concertirenden Pianisten und Pianistinnen stets Gelegenheit“ bot, „sich der ausgezeichneten, der jeweiligen Individualität entsprechenden Flügel […] zu bedienen“ (NZfM 6. Nov. 1868). 1886 ging das Haus, das seit 1872 seine Adresse wiederum auf der Zeil hatte, an Lichtensteins Sohn Hermann (* Frankfurt/M. 15. Mai 1852) aus der Ehe mit Julie geb. Marcuse aus Hannover (* ca. 1826 | † Berlin 12. Sept. 1896) über, der am 26. Febr. 1904 am helllichten Tag Opfer eines Raubmords wurde, ein Ereignis, das nicht nur die Frankfurter Öffentlichkeit noch lange Zeit beschäftigte. Als Inhaber zeichnete von 1904 an bis in die 1940er Jahre hinein Robert Schwartz. Seit seiner Gründung (1912) hatte das Brüder-Post-Konservatorium seine Räume im Lichtenstein-Geschäftshaus auf der Zeil Nr. 102.

WerkeNocturne (Kl.) op. 1, Mainz: Schott [1856]; D-B, F-Pn <> Perpetuum mobile. Caprice (Kl.) op. 2, ebd. [1856]; D-B, F-Pn <> Episode militaire (Kl.) op. 3, ebd. [1857]; F-Pn <> Grande marche triomphale (Kl.) op. 4, ebd. [1859]; D-B <> 3 Mazourkas (Kl.) op. 5, Leipzig: Bock [1860] – seit 1862 Dresden: Hoffarth <> Impromptu (Kl.) op. 6, ebd. [1860] – seit 1862 Dresden: Hoffarth <> Scherzo (Kl.) op. 11, Berlin: Bote & Bock [1861]; D-B <> Rondo grazioso e fantastico (Kl.) op. 12, ebd. [1861]; D-B <> Ein 1863/64 aufgeführtes Lied (NZfM 12. Febr. 1864) blieb unveröffentlicht und ist verschollen. <> Beiträge für die Lokalpresse, darunter Das große rheinische Musikfest am 15., 16. und 17. März in Düsseldorf, in: Frankfurter Konversationsblatt 2. und 3. Juni 1842, S. 600 und 604

Quellen — KB und Standesamtsregister Frankfurt, Standesamtsregister Berlin <> Akte Leopold Lichtenstein; D-Fsa (Best. 1851, Sign. 227) <> Adressbücher Frankfurt <> Didaskalia 11. Nov. 1847, 2. März 1867, 17. Mai 1868 <> NZfM 17. Juni 1859, 17. Mai 1862, 12. Febr. 1864, 18. Nov. 1864, 16. Nov. 1868 <> Signale für die musikalische Welt 31. Mai 1860, 6. Okt. 1865 <> Neues Frankfurter Museum 28. Dez. 1861 <> Neue Frankfurter Zeitung 23. Apr. 1865 <> Einwohnerakte Hermann Lichtenstein; D-Fsa (Best. S 2, Sign. 668) <> NN, Der Pianohändler Hermann Lichtenstein in Frankfurt a/M. in seinen Geschäftsräumen ermordet, in: Zeitschrift für Instrumentenbau 1. März 1904, S. 444–445; NN, Hermann Lichtenstein †, ebd. 11. März 1904, S. 474–475; NN, Die Verurteilung der Mörder des Pianohändlers H. Lichtenstein in Frankfurt a. M., ebd. 1. Juni 1904, S. 720 und 729 <> Otto Schwerin, Kriminalfälle, die Frankfurt erregten. 1. Der Mord an dem Frankfurter Klavierhändler Lichtenstein, in: Neueste Zeitung (Frankfurt) 10. Okt. 1931 <> MMB

Literatur — Art. Lichtenstein & Co., in: HenkelLdK, S. 371 <> Großbach 2012, S. 43

Abbildung 1: Geschäftshaus L. Lichtenstein & Co. (mit dem Brüder-Post-Konservatorium) auf der Zeil Nr. 102 in Frankfurt (Adressbuch Frankfurt 1912)

Abbildung 2: Reklamemarke Pianos Lichtenstein, Zeil 102 [ca. 1911–1914]; D-BABHkrämer


Axel Beer

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