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ISTEL, (SALOMON) EDGAR * Mainz 23. Febr. 1880 | † Miami 17. Dez. 1948; Komponist, Musikschriftsteller

Istel, Sohn des jüdischen Weingroßhändlers Ferdinand I. (1850–1914), erhielt seit seiner Kindheit Violinunterricht (u. a. bei Emil Baré und Willy Seibert), und mit etwa 13 Jahren „trat [bei ihm] plötzlich ein leidenschaftlicher Hang zur Tonkunst auf, der sich auch sofort in primitiven Kompositionsversuchen äußerte“ (Pazdírek Almanach, s. Referenzwerke). Während er das Mainzer Gymnasium besuchte, bildete er sich am Paul Schumacher’schen Konservatorium unter Fritz →Volbach in Harmonielehre und Kontrapunkt weiter und nahm außerdem Klavierunterricht, u. a. bei Georg Adler (wohl privat, da er in den Jahresberichten des Raff-Konservatoriums nicht aufscheint). Nach dem Erhalt des Reifezeugnisses im Frühjahr 1898 wandte sich Istel nach München, wo er Musikwissenschaft bei Adolf Sandberger studierte (1900 Promotion mit einer Diss. zu Rousseau) und bis 1902 Privatschüler Ludwig Thuilles war. Als Theorielehrer, Kritiker und Schriftsteller blieb er noch bis 1913 dort und nahm anschließend Lehrstellen in Berlin an. 1915 heiratete er die Sängerin Janet geb. Wylie (* San Francisco 16. Nov. 1888 | † Miami 9. Mai 1974), mit der er seit 1920 in Madrid lebte. Nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs übersiedelte das Ehepaar nach England und 1938 in die USA. Ein Schwerpunkt von Istels schriftstellerischer Tätigkeit war die Beschäftigung mit Peter →Cornelius. Weiterhin präsentierte er der interessierten Öffentlichkeit mittels Zeitschriftenbeiträgen einige Brief-Funde aus der Mainzer Stadtbibliothek, die er mutmaßlich während Heimatbesuchen beim Durchforsten der dortigen Bestände gemacht hatte.

Werke (Auswahl mit regionalem Bezug; vgl. die Verzeichnisse in MGG1 und MGG2P) — Kompositionen: Sehnsucht („Ich werde wiederkommen“; Sst., Kl.) op. 1, Mainz: Ebling [1903]; ehem. D-B <> 2 Liedchen im Volkston („Am kleinen Stein auf höchster Höh“, „Sonntagmorgens in der Frühe“; Sst., Kl.) op. 2, ebd. [1903]; ehem. D-B <> Wunsch („Nur eine Seele möcht’ ich finden“; Sst., Kl.) op. 3, ebd. [1903]; ehem. D-B <> Ständchen („Komm’, Feinsliebchen, komm’ an’s Fenster“; Sst., Kl.) op. 4, ebd. [1903] <> Des Tribunals Gebot, komisch-romantisches Bühnenspiel in 2 Akten (Libretto von Istel frei nach F. Halms; UA Mainz 1916), München: Selbstverlag [1908] <> Ausgaben: Peter Cornelius, Aufsätze über Kunst und Musik in: Ders., Literarische Werke III, Leipzig: Breitkopf & Härtel 1905 <> selbständige Schriften: Richard Wagner im Lichte eines zeitgenössischen Briefwechsels (1858 bis 1872) [Heinrich Esser an Franz Schott], Berlin: Schuster & Löffler 1902 (Sonderabdruck aus Die Musik) <> Peter Cornelius (= Musiker-Biographien Bd. 25), Leipzig: Reclam 1906 <> Der Barbier von Bagdad. Komische Oper in 2 Akten. Dichtung u. Musik von Peter Cornelius. Erläuterung der Originalpartitur unter Berücksichtigung der Mottl’schen Bearbeitung (= Opernführer Nr. 52), Berlin: Schlesinger [1908] <> Aufsätze und Beiträge: Ein „Märchen“ von Peter Cornelius als Weihnachtsgabe zur Erinnerung an den Geburtstag des Meisters, Die Musik 1 (1901/02), Bd. 1, S. 476–480 <> Künstlerweihe. Ein Bayreuther Festspiel aus dem Jahre 1873 von Peter Cornelius, in: Die Musik 1 (1901/02), Bd. 4, S. 1815–1823 <> Berlioz und Cornelius, in: Die Musik 3 (1903/04), Bd. 9, S. 366–372 <> Peter Cornelius. Ein deutscher Wort- und Tondichter, in: Die Musik 3 (1903/04), Bd. 11, S. 322–336 <> Peter Cornelius und der „Kladderadatsch“. Eine wahre Begebenheit, wieder aufgefrischt, in: Die Musik 3 (1903/04), Bd. 11, S. 368–369 <> Ein Brief Wagners an Frau Betty Schott, in: Die Musik 3 (1903/04), Bd. 12, S. 146 <> Die Cornelius-Feier in Weimar (9. und 10. Juni 1904), in: Zeitschrift der Internationalen Musikgesellschaft 5 (1903/04), S. 405–407 <> Drei unveröffentlichte Briefe Loewes über geistliche Kompositionen an das Haus Schott, in: Blätter für Haus- und Kirchenmusik 8 (1903/04), S. 181–182 <> Peter Cornelius und die „Neue Zeitschrift für Musik“. Ein Wort des Gedächtnisses zu Cornelius 30. Todestage. († 26. Oktober 1874.), in: NZfM 71 (1904), S. 755–758 <> Peter Cornelius als Mensch und Künstler. Zum Gedächtnis seines 30. Todestages, in: Zeitschrift der Internationalen Musikgesellschaft 6 (1904/05), S. 58–60 <> Die Gesamtausgabe der musikalischen Werke von Peter Cornelius, in: NZfM 72 (1905), S. 223–224 <> Elf ungedruckte Briefe Liszts an Schott, in: Die Musik 5 (1905/06), Bd. 19, S. 43–52 <> Die D-Dur-Ouvertüre zu Cornelius’ „Barbier von Bagdad“ in vier Instrumentationen, in: Die Musik 9 (1909/10), Bd. 34, S. 259–282 <> Eine heitere Ep-Istel als gebührender Ersatz für eine wissenschaftlich ernstzunehmende Abhandlung. Hugo Riemann dargebracht, in: NZfM 86 (1919), S. 213–214 <> Peter Cornelius, in: The Musical Quarterly 20 (1934), Nr. 3, S. 334–343

Quellen und Referenzwerke — Standesamtsregister Mainz, Berlin-Wilmersdorf <> Briefe (u. a. an Friedrich Nicolas Manskopf) s. Kalliope <> Neubert 1905 <> Art. Dr. Edgar Istel, in: Franz Pazdírek (Hrsg.), Tonkünstler- und Verleger-Almanach der Musikliterarischen Blätter 1905 <> Jansa 1911 <> [selbst], Art. Istel, Edgar, in: Geistiges und künstlerisches München in Selbstbiographien, hrsg. von W. Zils, 1913 <> Frank/Altmann 121926 <> MüllerDML <> RiemannL 111929 <> Richard Schaal, Art. Istel, Edgar, in MGG1, MGG2P

Abbildung: Janet und Edgar Istel, Fotografie (Digitalisat aus D-F, Porträtsammlung Manskopf)


Kristina Krämer

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  • Zuletzt geändert: 2024/01/09 17:24
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