holtzemecher


HOLTZEMECHER (Holtzenmecher, Holczomeker, Hulczemeker), HEINRICH † Mainz 1475/76; Musiktheoretiker

Heinrich Holtzemecher immatrikulierte sich zum Wintersemester 1435 an der Universität Erfurt. Nach dem Studium der artes liberales und einer möglichen Zwischenstation am Kloster Fulda trat er in das Benediktinerkloster St. Jakob vor Mainz ein, wo er 1475 oder 1476 starb. In Wolfgang Treflers kommentiertem Katalog der Bibliothek ist er 1515 nur noch vom Hörensagen als „liberalium arcium professor eximius et in scripturis cum divinis tum humanis nobiliter eruditus“ sowie als „musicus excellens“ erwähnt. In St. Jakob, dem „seminarium quasi reformationis“ der Bursfelder Kongregation (Scriptores Rerum Moguntiacarum, hrsg. von Georg Christian Joannis, Bd. 2, S. 813), beschäftigte Holtzemecher sich mit der Neuordnung des liturgischen Gesangs. Er arbeitete dabei mit Adrian Diel († 10. April 1472 in St. Jakob) und Heinrich Kynen (fl. um 1450, † in St. Jakob) zusammen, die von der Bursfelder Kongregation zur Koordination des Vorgehens bestellt wurden. Auch die Einladung Conrads von Zabern nach St. Jakob ist im Zusammenhang dieser Tätigkeit zu sehen. Neben einem Opus-pacis-Exzerpt mit Angaben zu den Lektionstönen (D-W) war für St. Jakob Hs. II 375 der Stadtbibliothek Mainz ein Ergebnis der Bemühungen. Sie gibt eine Kompilation musiktheoretischer Texte des 11. bis 15. Jahrhunderts (Guido von Arezzo, Johannes, Johannes de Velle, eine anonyme Summula, Heinrich Eger von Kalkar, Conrad von Zabern, Bernhard von Clairvaux), deren gut durchdachte Konzeption auf liturgische Verwendbarkeit ausgerichtet ist und einen Bogen von Guido als vermeintlichem Begründer der Musiktheorie zur Choralreform der Zisterzienser schlägt. Möglicherweise war Holtzemecher der Kompilator dieser Handschrift. Noch 1773 bat Martin Gerbert Stephan Alexander Würdtwein um nähere Auskünfte dazu.

Quellen — Fritz Schillmann, Wolfgang Trefler und die Bibliothek des Jakobsklosters zu Mainz. Ein Beitrag zur Literatur- und Bibliotheksgeschichte des ausgehenden Mittelalters, Leipzig 1913 (XLIII. Beiheft zum Zentralblatt für Bibliothekswesen) <> Franz Joseph Bodmann, Manuscripta quae extant in bibliotheca Benedictorum Mogunt.; D-DSsa (E 5 B 3 Konv. 334, Fasc. 11, fol. 2r–17v <> Pantaleon Rupprecht, Historia coenobii S. Jacobi majoris prope Moguntiam; D-MZsa (13/221) <> Musiktheoretische Sammelhandschrift; D-MZs (Hs. II 375) <> Opus-pacis-Exzerpte; D-W (Cod. Guelf. 316 Helmst.) <> Acten der Erfurter Universität, hrsg. von der Historischen Commission der Provinz Sachsen, Bd. 1, Halle 1881

Literatur — Michael Bernhard, Die Überlieferung der Neumennamen im lateinischen Mittelalter, in: Quellen und Studien zur Musiktheorie des Mittelalters, hrsg. von Michael Bernhard, Bd. 2, München 1997, S. 13–91 <> Wolfgang Dobras, Mainz, St. Jakob, in: Die Männer- und Frauenklöster der Benediktiner in Rheinland-Pfalz und Saarland, hrsg. von Friedhelm Jürgensmeier, St. Ottilien 1999 (Germania Benedictina 9), S. 470–510 <> Michel Huglo, Les Tonaires. Inventaire, Analyse, Comparaison, Paris 1971 <> Ders. und Christian Meyer, The Theory of Music. Volume III. Manuscripts from the Carolingian Era up to ca. 1500 in the Federal Republic of Germany, München 1986 (RISM B/III 3) <> Christoph Hust, Die Musiktheorie-Kompilation Hs. II 375 der Stadtbibliothek Mainz. Zur Rezeption der musica theorica im spätmittelalterlichen Kloster, in: Tradieren, Vermitteln, Anwenden. Zum Umgang mit Wissensbeständen in spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Städten, hrsg. von Jörg Rogge, Tübingen 2009, S. 249–277 <> Georg Paul Köllner, Die Opus-pacis-Handschrift im Lectionarium des ehemaligen Benediktinerklosters St. Jakob vor den Mauern von Mainz, in: Universitas. Dienst an Wahrheit und Leben, Festschrift Albert Stohr, hrsg. von Ludwig Lenhardt, Bd. 2, Mainz 1960, S. 258–273 <> Summula. Tractatus metricus de musica glossis commentarioque instructus, hrsg. von Eddie Vetter, Buren 1988 (Divitiae musicae artis A VIIIa), mit Handschriftenbeschreibung zu D-MZs II 375


Christoph Hust

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
  • holtzemecher.txt
  • Zuletzt geändert: 2022/05/19 23:52
  • von mb
  • angelegt 2022/03/25 13:32