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HOFF, JOHANN FRIEDRICH * Frankfurt/M. 24. Sept. 1886 | † ebd. 2. Juli 1964; Hochschullehrer, Komponist, Violinist

Hoff entstammte einer Frankfurter Künstlerfamilie. Er erhielt 1895–1904 privaten Violinunterricht bei Fritz Bassermann, anschließend studierte er Geschichte in Berlin und Freiburg, wo er 1912 bei Friedrich Meinecke promoviert wurde. Sein Kompositionsstudium bei Bernhard Sekles am Hoch’schen Konservatorium (1912–1914 und 1919–1922) wurde durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen. Von 1921 bis 1923 wirkte er als Violin-, Bratschen- und Theorielehrer an der Städtischen Musikhochschule in Mainz, lebte aber weiterhin in Frankfurt als Privatlehrer, Orchester- und Kammermusiker. Der Schwerpunkt seines kompositorischen Schaffens lag auf Liedern und Kammermusikwerken. Für sein Streichtrio Breugnon-Suite op. 13 setzte sich Paul Hindemith mehrfach ein. Bei den ersten Aufführungen von Das Marienleben in Donaueschingen und in Frankfurt (1923) ließ er die Suite zwischen den beiden Teilen seines Zyklus spielen. An Kompositionsabenden Hoffs in den folgenden Jahren wirkte als Pianist mehrfach Hans Rosbaud mit, später auch Willy Renner. Nach 1933 wurden Hoffs Möglichkeiten öffentlichen Wirkens radikal eingeschränkt, da er mit einer Jüdin, der Arzttochter Margarete Lachmann, verheiratet war. Erst nach Scheidung der Ehe und Emigration seiner Frau (1938) durfte er wieder aktiv am Musikleben teilnehmen. Seine zuvor fruchtbare kompositorische Tätigkeit blieb nach diesem gewaltsamen Eingriff des NS-Staats weitgehend auf Überarbeitungen einzelner früherer Werke begrenzt. Als letzte Komposition entstand zwischen 1936 und 1941 sein 2. Streichquintett. Dagegen entfaltete Hoff nach 1945 eine rege Lehr- und Vortragstätigkeit im Rahmen des Frankfurter Bundes für Volksbildung und gewann Kollegen sowie besonders qualifizierte Studierende zur Mitwirkung an seinen allwöchentlichen „Musikalischen Feierstunden“ im häuslichen Kreis (bis 1951). Die Frankfurter Musikhochschule erteilte ihm 1947 einen Lehrauftrag für Violine, Ensemblespiel und Tonsatz, zeitweilig auch für Musikgeschichte, den er bis 1956 wahrnahm. Als Vorsitzender des 1949 wiederbegründeten Frankfurter Tonkünstlerbundes war er bis in seine letzten Lebensjahre tätig. Zu seinen Kompositionsschülern zählten u. a. Peter Cahn, Friedrich Zipp und Georg Uhlig. Zahlreiche Studierende der Frankfurter Musikhochschule verdanken ihm wesentliche Anregungen. Seine über 55 Jahre hin geführten Tagebücher sind als Quelle nicht nur für die Musikgeschichte Frankfurts wertvoll.

Werke (Auswahl) — Hoffs frühes Schaffen umfasst zahlreiche Liedgruppen: op. 2 und 4–8 (1917–1919) vornehmlich nach Gedichten von Paula Modersohn-Becker, Hermann von Gilm, Mörike, C. F. Meyer und eigenen Texten; op. 4 (1920), 16 und 19 (1922) nach Christian Morgenstern; op. 12 (4 Gesänge nach Tagore, 1920) für tiefe Stimme und Streichquartett. Von 1922 an dominieren Kammermusikwerke, darunter das Streichquintett op. 20 mit 2 Celli (UA Donaueschingen 30. Juli 1923, Amar-Quartett), 5 Streichquartette, 3 Streichtrios, 3 Violinsonaten, je eine Bratschen- und Cellosonate; ferner Werke für Solocello. Klavierwerke: Chromatische Präludien op. 9, Variationen über ein eigenes Thema op. 28 und Variationen über ein Thema von Bach op. 31. Mit Ausnahme der Breugnon-Suite (Wolfenbüttel: Kallmeyer 1929) blieben sämtliche Werke Manuskript (D-F, teils im Nachlass Peter Cahn) <> Schriften: Die Mediatisiertenfrage in den Jahren 1813–1815, Diss. Freiburg 1912 <> Zum Tag der Hausmusik, in: Neue Presse 22. Nov. 1955 (mit Bild) und 22. Nov. 1956

Quellen — Materialien zu Hoff; D-Fsa (S 2/178) <> Briefe Hoffs im Nachlass Hans Rosbaud; US-Wc <> Tagebücher 1907–1962 (27 Hefte, 3529 Seiten); D-F (teils im Nachlass Peter Cahn)

Literatur — Cahn 1979 <> Peter Cahn, Zur Musikgeschichte der 40er und 50er Jahre: Erfahrungen, Erlebnisse und persönliche Anmerkungen, in: „Stunde Null“ – zur Musik um 1945. Bericht über das Symposium der Gesellschaft für Musikforschung an der Musikhochschule Lübeck 24.–27. September 2003, hrsg. von Volker Scherliess, Kassel etc. 2014, S. 28–39 <> MüllerDML

Abbildung: Komponisten und Mitwirkende beim Kammermusikfest in Donaueschingen 1923 (von links, obere Reihe, stehend: Licco Amar, Heinrich von Wesdehlen, Hans Münch, Robert Oboussier, Max Egon II. Fürst zu Fürstenberg, Frank Wohlfahrt, Hermann Reutter, Walter Kaspar, Maurice Frank; mittlere Reihe, sitzend: Philipp Jarnach, Johann Friedrich Hoff, Alois Hába, Tiny Debüser, Fidelio Finke, Bruno Stürmer; untere Reihe, sitzend: Heinrich Burkard, Paul Hindemith), in: Das interessante Blatt (Wien) 16. Aug. 1923


Peter Cahn † (Ergänzungen: Axel Beer)

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