hildach


HILDACH, EUGEN (GUSTAV GOTTFRIED) * Wittenberge 20. Nov. 1849 | † Berlin 29. Juli 1924; Sänger, Gesangspädagoge, Komponist

Nach einer Lehre als Zimmermann auf der Baugewerksschule in Holzminden – als Eisenbahn-Güterexpedient war der Vater musikalischen Neigungen gegenüber offenbar skeptisch eingestellt – erhielt Hildach seit 1873 in Berlin u. a. Gesangsunterricht von Elisabeth Dreyschock, der Schwiegertochter Alexander Dreyschocks. 1875 begann er als Bariton eine rege Reisetätigkeit in Begleitung der Sopranistin Anna Schubert (* Polkitten südöstlich von Königsberg (heute wüst) 5. Okt. 1852 | † Frankfurt/M. 18. Nov. 1935), die 1878 seine Frau wurde (Heirat in Berlin 2. Sept.), und ließ sich 1876 mit ihr in Görlitz sowie Ende 1878 in Breslau nieder. In dieser Zeit gab das Paar vor allem in Schlesien zahlreiche Konzerte. Ein Auftritt in Dresden im Sommer 1880 erbrachte das Engagement Hildachs als Lehrer für Sologesang am dortigen Konservatorium, was die Reisetätigkeit beider ebenso wenig einschränkte wie die 1888 erfolgte Berufung Eugen Hildachs an das Stern’sche Konservatorium in Berlin; auf einer Tour durch das Baltikum trafen beide 1901 mit Henri Pusch zusammen, der sie bei Konzerten in Riga auf dem Klavier begleitete. Unmittelbar danach beendeten Anna und Eugen Hildach ihre Konzertkarriere und ließen sich 1904 dauerhaft in Frankfurt nieder, wo sie gemeinsam über fast 20 Jahre hinweg eine private Sologesangsschule in der Beethovenstraße führten; hier und da begegnende Angaben, dass die Eheleute 1909 oder 1916 wieder nach Berlin gezogen wären, sind nicht zu bestätigen: Erst 1923 suchte Eugen Hildach wegen eines Tuberkuloseleidens ein Zehlendorfer Sanatorium auf. Nach seinem Tod führte Anna Hildach die Gesangsschule noch bis etwa 1931 weiter.

1907 erlangte Eugen Hildach, dessen Klavierlieder (insbesondere Der Lenz op. 19 Nr. 5 [1894]) nicht nur in der musikalischen Presse omnipräsent waren, noch einmal besondere öffentliche Aufmerksamkeit, als er – obwohl seit zwei Jahrzehnten „erfahrener Tourist“ (Rigasche Rundschau 25. Juli 1907) – während einer Gebirgswanderung bei Meran verunglückte, unter dramatischen Umständen gerettet wurde, sich aber alsbald mittels eines Aufenthalts auf der Kasseler Wilhelmshöhe wieder vollständig zu erholen vermochte. Vermutlich unabhängig von diesem Ereignis erhielt er 1909 den Titel eines königlich preußischen Professors. Unter seinen Schülerinnen war während der Jahre in Dresden Hedwig Schacko (1867–1932), 1890–1912 Mitglied des Frankfurter Opernensembles und 1894 die Gretel bei der dortigen Erstaufführung von Engelbert →Humperdincks Hänsel und Gretel.

Werke — Hildachs Klavierlieder, Duette und Chöre op. 1–36 (vgl. die Übersicht in MGG1), zu denen Anna Hildach bisweilen die Texte beisteuerte, erschienen in den Jahren 1875 bis 1917 überwiegend bei Klemm in Leipzig und Heinrichshofen in Magdeburg (s. hierzu insbesondere D-LEsta, Best. 21073 Heinrichshofen, Nr. 823/2 u. 3).

Quellen — KB Berlin, Standesamtsregister Frankfurt <> Adressbücher Berlin und Frankfurt <> Rigasche Rundschau 25. Juli 1907; [anonym], Der Unglücksfall Hildach, in: Meraner Zeitung 4. Aug. 1907 <> [anonym], Absturz vor den Augen der Gattin, in: Welt-Blatt (Wien) 4. Aug. 1907; Neues Wiener Journal 8. Aug. 1907; Bozner Nachrichten 31. Juli 1924 (Nekrolog); Signale für die musikalische Welt 6. Aug. 1924 (Nekrolog); zahlreiche weitere Berichte und Notizen in der musikalischen und allgemeinen Presse <> Die v. a. in D-B, D-Dl und D-F überlieferten Briefe der Eheleute Hildach (s. Kalliope) harren noch der Auswertung.

Literatur und Referenzwerke — Jansa 1911; Eschweiler 1918; RiemannL 1919; Frank/Altmann 1927; Reinhold Sietz, Art. Hildach, in: MGG1; Kutsch/Riemens <> MMB; Pazdírek

Abbildung 1: Ehepaar Hildach, vermutlich während der Frankfurter Jahre (Jansa 1911)

Abbildung 2: Titelseite zu Hildachs Liedern op. 13 (Magdeburg: Heinrichshofen [1892]), deren Texte teils von Anna Hildach stammen, mit Widmung an und Portrait von Hedwig Schacko; D-Kbeer


Axel Beer

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