hickler


(1) Gustav * Darmstadt 26. Juli. 1818 | † Jugenheim/Bergstr. 11. Juni 1889; Kaufmann

(2) (Georg Philip Karl) Gustav (II) * Darmstadt 2. Juli 1858 | † ebd. 28. Dez. 1923; Sohn von (1), Kaufmann, Jäger, Komponist

(3) (Anna Emilie) Lilli * Darmstadt-Bessungen 1. März 1885 | † 29. Sept. 1977; Tochter von (2), Violinistin, Komponistin

(4) (Wilhelm Karl Otto) Gerhard * Darmstadt 16. Dez. 1894 | begr. ebd. 13. Dez. 1952; Sohn von (2), Kaufmann


(1) Gustav Hickler (sen.), der Sohn eines Palaisverwalters, hatte nur hintergründig mit dem Darmstädter Musikleben zu tun. Nach seiner Lehrzeit im Tuch- und Manufakturengeschäft Georg Philipp Römers führte er seit 1846 ein eigenes Kurz- und Stickwarengeschäft, das er bis 1885 betrieb und anschließend verkaufte. Zuvor hatte er 1881 die Firma Heinrich Keller & Sohn – eine Samen- und Klenganstalt – erworben, deren Inhaber er bis zur Übernahme durch seinen Sohn Gustav (2) im Jahr 1884 war. Neben seinem Beruf engagierte sich Hickler als Direktionsmitglied des Hoftheaters und der Hofmusik (1872–1875), als Beigeordneter der Stadt Darmstadt (1878–1885) und als Vorstandsmitglied des Darmstädter Hilfsvereins. 1874 wurde er mit dem Ritterkreuz I. Klasse des Verdienstordens Philipps des Großmüthigen ausgezeichnet und 1884 zum Kommerzienrat ernannt. Er war seit 1849 mit Emilie geb. Römer (1829–1896), der Tochter seines Lehrmeisters, verheiratet. Die Familie besaß seit Mitte der 1850er Jahre eine Villa in Jugenheim (Bergstraße) und verbrachte dort die Sommermonate. In Darmstadt und Seeheim-Jugenheim sind eine Hicklerstraße bzw. ein Hicklerweg nach ihm benannt.

Quellen — Standesamtsregister Darmstadt und Jugenheim <> Akten in D-DSsa (Nachweisakte Best. S1; Nachlass- u. Testamentsakte, Best. G 28 Darmstadt Nr. F 1744/12) <> Adressbücher Darmstadt <> NZfM 17. Jan 1873; Didaskalia 24. Apr. 1875

Referenzwerke und LiteraturKnispel 1891 <> Thomas Deuster, Dr. Gustav Hickler [jun.]. Ein bedeutender Sohn Darmstadts, in: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde, Neue Folge 64 (2006), S. 221–258, insb. S. 221–223 <> Art. Hickler, Gustav sen. in: Hessische Biographie online


(2) Gustav Hickler (jun.) machte im Anschluss an seine schulische Ausbildung von 1875 bis 1878 eine kaufmännische Lehre bei der Darmstädter Firma Merck. Aufgrund von gesundheitlichen Problemen für dauerhaft dienstuntauglich erklärt, bereiste er anschließend Frankreich und Spanien. Hickler ließ sich als Volontär in der Buchhaltung einer Kolonialwarenhandlung in Bordeaux weiterbilden und sich in Zürich auf seine Tätigkeit in der vom Vater erworbenen Samen- und Klenganstalt vorbereiten. 1884 wurde er Inhaber der florierenden Firma und kaufte 1892 das Schloss in Babenhausen (Hess.) mit den Plänen, die Firma langfristig dorthin zu verlegen. Nicht zuletzt aufgrund der hohen Unterhaltskosten realisierte er das Vorhaben nicht und verkaufte das zuvor als Garnison genutzte Schloss bereits 1896 wieder an eine Gruppe Babenhäuser Bürger. Die Familie lebte daraufhin erneut in Darmstadt. Hickler war seit 1883 mit Anna Deininger (1859–1939 [nicht 1935]), der Tochter eines Oberpostdirektors, verheiratet. Im Winterhalbjahr 1885/86 unternahm das Ehepaar eine Reise nach Ägypten. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie bereits eine Tochter Lilli (3); bis 1898 folgten vier weitere Kinder. In seiner Freizeit war Hickler ein leidenschaftlicher Jäger und gründete 1898 den Hessischen Jagdklub, dem er von 1905 bis 1921 vorsaß. 1915 inserierte er unentgeltliche Schießübungen für „Leute, die voraussichtlich noch zum Militärdienst eingezogen werden“ (Darmstädter Tagblatt 28. Febr. 1915). Seit seiner Jugend spielte Hickler Klavier und Cello und war Mitglied des akademischen Musikvereins. In späteren Jahren erklangen bei einigen Konzerten Lieder und Männerchöre seiner Komposition. Ihm wurden mehrere Ehrungen und Auszeichnungen zuteil – er erhielt den Titel eines Kommerzienrats (1902), die Rotkreuz-Medaille des Königs von Preußen (1908), die Ehrendoktorwürde der Universität Gießen (1923), und seit 1925 erinnert eine Gedenktafel im Jagdrevier Trautheim an ihn (s. Abb. 1).

WerkeDeutsche Lieder, Darmstadt: Selbstverlag; Familienarchiv Hickler (vgl. Deuster S. 249) <> der Darmstädter Presse entnommen: Jagdmarsch [1907], mehrere Lieder [1907], Ich hab’ im Feld gelegen (Mch.) [1915], Reiterlied (Text: Julius Wolff; Mch.) [1915], Deutscher Schwur (Text: Rudolf Alexander Schröder; Mch.) [1915]

Quellen — Akten in D-DSsa (Nachweisakte, Best. S1) <> Standesamtsregister Darmstadt <> Adressbücher Darmstadt <> Zahlreiche Nennungen in der Darmstädter Presse, u. a. Darmstädter Tagblatt 8. Juli 1907, 28. Febr. 1915, 22. März 1915, 27. März 1915, 28. März 1915, 1. Apr. 1915, 21. Mai 1915, 11. Sept. 1915

Referenzwerke und Literatur — Klaus Lötzsch und Georg Wittenberger, Ein Bürger als Schloßherr. Die vier Jahre des Gustav Hickler in Babenhausen, Babenhausen 1995 <> Thomas Deuster, Dr. Gustav Hickler. Ein bedeutender Sohn Darmstadts, in: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde, Neue Folge 64 (2006), S. 221–258 (hier weitere Quellen und Angaben zum Familienarchiv) <> Annika Nickel, Ein Darmstädter in Ägypten. Tagebuch einer Orientreise im Winter 1885/86: das Reisetagebuch des Darmstädter Samengroßhändlers Gustav Hickler (1858–1923), Wetzlar 2021 <> Manfred Lautenschläger, Schlossbesitzer/-bewohner im Wechsel der Jahrhunderte. Das Babenhäuser Schloss, Babenhausen 2021 (= Babenhausen einst und jetzt, Beiheft 7), S. 54f. <> Peter Engels, Art. Hickler, Gustav in: Stadtlexikon Darmstadt online <> Art. Hickler, Gustav jun., in: Hessische Biographie online

Abbildung 1: Grab und Gedenkstätte Dr. h. c. Hickler, Jagdrevier Trautheim, aufgenommen von Kristina Krämer im Oktober 2021 (Aufschrift: „zielbewußt u. zuverlässig | Seinem langjährigen | Ersten u. Ehren-Vorsitzenden | Kommerzienrat | Dr. e. h. Gustav Hickler | dem verdienstvollen uner- | müdlichen Förderer deutsch. | Weidwerks in dankbarer | Erinnerung | Der Hessische Jagdklub | 1925“)


(3) Lilli Hickler wuchs als eines der Kinder Gustav Hicklers (2) in Darmstadt und Babenhausen auf. Wo sie ihre musikalische Ausbildung erhielt, ist ungewiss. Seit spätestes 1907 trat sie als Violinistin in Darmstadt u. a. im Rahmen von Wohltätigkeitskonzerten (darunter einige Male an der Seite Martin Klasserts) auf. Auch wirkte sie von der Familienvilla in Jugenheim aus bei Kammermusikkonzerten von Carl Fuchs im „Haus am Walde“ mit. 1917 erwarb sie in Stuttgart eine Stradivari-Geige von 1670/72 (ab 1957 im Besitz des Berliner Konzertmeisters Fritz Gerlach; heute in Privatbesitz). Sie engagierte sich für musikalische Früherziehung und brachte ihre Kinderspiellieder in etlichen Städten (u. a. 1917 in Frankfurt) zur Aufführung. Zudem leitete sie den Darmstädter Kinderchor und war (mindestens in organisatorischer Hinsicht) für das Darmstädter Kinderballett tätig. Gemeinsam mit Else Wilbrand begründete und organisierte Hickler seit den 1930er Jahren die Konzerte der Darmstädter-GEDOK (Gesellschaft Deutscher und Österreichischer Künstlerinnen), bei denen sie zunächst auch mitwirkte, sich aber später weitgehend auf die Arbeit im Hintergrund beschränkte. Sie war Teil des Darmstädter Streichquartetts und Schellmann zufolge (s. Lit.) Gründerin des Darmstädter Kammerorchesters.

WerkeDeutsches Gebet („Herrgott, Herrgott unsre Seele schreit“, Text: Frida Schanz; Sst., Kl./Laute), Nr. 2 in: Kriegsflugblatt Nr. 19/20, Jena: Diederichs [1915]; A-Wn, D-B, D-Gms, D-Ju, D-Mbs, D-Sl, D-Tu <> Kinder- Tanz- u. Spiellieder (Sst., Kl.), 2 Bde., Dresden: Ackermann & Lesser (in Kommission) [1920]; D-B, D-Dl (Bd. 2), D-DS (Bd. 2) – Bd. 3, Darmstadt: Selbstverlag [1924?]; D-DS, D-Mbs <> 18 Kinderspiellieder [womöglich identisch mit den obigen], [s. l.]: [s. n.]; D-Dl, ehem. D-DS <> Lieder in: Deutsches Mädchenbuch. Ein Jahrbuch der Unterhaltung Belehrung und Beschäftigung für junge Mädchen Bd. 28, Stuttgart: Thienemann [1925]

Quellen — Standesamtsregister Darmstadt-Bessungen <> Akte in D-DSsa (Best. G 55 Nr. 202/3) <> MMB <> Carl Fuchs, Erinnerungen eines Offenbacher Cellisten, Bielefeld 1932, S. 113 <> Darmstädter Gedok-Almanach, hrsg. von Tilly Moog-Buss, Darmstadt [1940], S. 21, 25 <> Darmstädter Tagblatt 21. Febr. 1907, 26. Febr. 1907, 8. März 1914, 8. Mai 1914, 19. Mai 1914, 6. Okt. 1914, 12. Nov. 1915 und öfter; Die Musik Apr. 1912, S. 52; Frankfurter Nachrichten und Intelligenz-Blatt (Abend-Ausg.) 20. Nov. 1917; Vorarlberger Landes-Zeitung 18. Nov. 1925 (Rezension des Mädchenbuchs); Darmstädter Zeitung 30. Juni 1934

Referenzwerke und Literatur — Art. Heuser-Hickler, Ortrud, in: Who's who in German: biographisches Kompendium in deutscher Sprache, hrsg. von Brigitte Schellmann, Berlin 1999 <> Violin c.1670–72, in: Antonius Stradivarius, Bd. 1, hrsg. von Jost Thöne und Jan Röhrmann, [Köln] 2010, S. 78–85 (s. a. Violin 55844 im Cozio Archive)


(4) Gerhard Hickler war, nachdem er während des ersten Weltkriegs in einem Leibdragoner Regiment gedient hatte, hauptberuflich als Kaufmann in der Firma des Vaters tätig. Von 1923 bis 1925 war er Inhaber derselben (anschließend wurde sie verkauft und 1933 liquidiert) und führte später ein Obstgut. 1920 heiratete er in Darmstadt Erna Johanna Maria Heitz (* Darmstadt 23. Juni 1897), die Tochter des Musikhändlers und Instrumentenbauers Ludwig Otto Heitz (1845–1924). Aus der Ehe, die 1937 geschieden wurde, ging die Bildhauerin Ortrud (* Darmstadt 26. Juli 1925; später verheiratete Heuser-Hickler) hervor. 1944 ehelichte er Hildegard Ilse geb. Veit.

SchriftenSkizzen aus meinem Kriegstagebuch, Darmstadt 1916; D-Dl <> Musikalische Märchen („Meiner Erna“ gewidmet), Darmstadt: Hohmann 1919; D-BABHkrämer, D-LEdb

Quellen — Standesamtsregister Darmstadt <> Akte in D-DSsa (Best. H 3 Darmstadt Nr. 4416) <> Adressbücher Darmstadt

Referenzwerke und Literatur — Art. Heuser-Hickler, Ortrud, in: Who's who in German: biographisches Kompendium in deutscher Sprache, hrsg. von Brigitte Schellmann, Berlin 1999 <> Thomas Deuster, Dr. Gustav Hickler. Ein bedeutender Sohn Darmstadts, in: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde, Neue Folge 64 (2006), S. 221–258, insb. S. 250, 255f.

Abbildung 2: Titelblatt der Musikalischen Märchen sowie Illustration zum enthaltenen Märchen „Der Ton“; D-BABHkrämer


Kristina Krämer

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
  • hickler.txt
  • Zuletzt geändert: 2024/01/04 18:23
  • von kk
  • angelegt 2021/09/11 02:32