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HEUSS, KARL (PHILIPP LUDWIG) * Bierstadt (heute Stadtteil von Wiesbaden) 19. Febr. 1871 | † Eichberg (Eltville) 17. Mai 1917; Musiker und Musiklehrer, Komponist

Wem der Gastwirtssohn Karl Heuss seine musikalische Ausbildung verdankte, ist nicht bekannt. Kurz nachdem er 1896 anlässlich eines Konzerts des Männergesangvereins seines Heimatorts mit seinen Violinspiel „die Gediegenheit seiner musikal. Kenntnisse“ (Wiesbadener General-Anzeiger 15. Apr. 1896) unter Beweis gestellt hatte, scheint er auf Reisen gegangen zu sein (Heirat 1897 in Berlin; wenig später wahrscheinlich Aufenthalt in Wien), bevor er sich 1898/99 als „Tonkünstler und Musiklehrer“ (Adressbücher) in Wiesbaden mit seiner Ehefrau Camilla (s. u.) niederließ. In deren zahlreichen Liederabenden wirkte „der begabte Gatte der Sängerin“ (Wiesbadener General-Anzeiger 15. Mai 1912) als Klavierbegleiter, Violinist und Komponist mit. Außerdem war Heuss Dirigent mehrerer Gesangvereine (Fidelio Bierstadt, Männergesangverein Erbenheim und Liederkranz Rambach seit 1901 sowie 1902–1906 Synagogen-Gesangverein Wiesbaden) und erteilte privaten Musikunterricht (Klavier und Violine). Als die Wiesbadener Zeitung am 29. Juni 1915 den „unglücklichen Wiesbadener Komponisten“ Karl Heuss beiläufig erwähnte, wird die interessierte Öffentlichkeit bereits im Bilde darüber gewesen sein, dass ihr Mitbürger seit einiger Zeit – wohl aufgrund einer psychischen Erkrankung – in der Landes-Heil- und Pflegeanstalt Eichberg lebte.

Sehr wahrscheinlich war Karl Heuss derjenige damals 26jährige Musiker, gegen den 1897 vom Wiener Landgericht wegen der Veruntreuung dreier Violinen aus dem Besitz des Instrumentenmachers Ignaz Lutz ein Steckbrief erlassen wurde, da er sich mit seiner „angeblichen Gattin“ auf der Flucht befand (Neues Wiener Journal 4. Sept. 1897). Camilla Heuss (eigentlich Emilie Catharine Theresia geb. Apprecht, * Dortmund 28. Apr. 1870 | † Wiesbaden 18. Dez. 1936) stellte nach der Erkrankung ihres Mannes ihre Tätigkeit als Konzert- und Liedsängerin ein und konzentrierte sich auf die Erteilung privaten Gesangunterrichts.

WerkeFrühlings-Idyll (Sst., Kl.; der Sängerin Paula Ulfert (1873–1951) gewidmet), Wiesbaden: Selbstverlag [1913]; D-WIl (s. Abb.) <> Zahlreiche weitere Lieder wurden in den Konzerten des Ehepaars Heuss aufgeführt; sie blieben (bis auf die auf dem Titel des Frühlings-Idyll genannten und gleichfalls nicht überlieferten) ungedruckt und sind verschollen <> Königspsalm (Sst., Kl.), in: Abraham Nußbaum und Otto Wernicke (Hrsg.), Wiesbadener Synagogen-Gesänge, Wiesbaden: Verlag des Wiesbadener Synagogen-Gesangvereins 1913

Quellen — Standesamtsregister Berlin, Erbach und Wiesbaden <> Adressbücher Wiesbaden <> Wiesbadener General-Anzeiger 15. Apr. 1896, 11. Jan. 1899, 25. Okt. 1902, 18. Juni 1905, 15. Mai 1912, 6. Mai 1913 (kurze Besprechung des Frühlings-Idylls), 6. Juni 1913 und passim; Neues Wiener Journal 4. Sept. 1897; Wiesbadener Zeitung 28. Juli 1903, 12. Jan. 1905, 24. Okt. 1908, 3. Dez. 1910, 15. Mai 1912, 29. Juni 1915, 28. Sept. 1915 und passim; Wiesbadener Tagblatt 22. Apr. 1901, 9. Dez. 1901, 27. Jan. 1908, 18. Dez. 1901, 2. Mai 1905, 4. Dez. 1908, 2. Febr. 1909, 6. Dez. 1910, 26. Nov. 1911, 15. Mai 1912, 1. Okt. 1912, 26. Jan. 1917 und passim <> Straus 1913

Abbildung: Titel zu Heuss’ Frühlings-Idyll; D-WIl


Axel Beer

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  • Zuletzt geändert: 2024/01/22 08:52
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  • angelegt 2022/08/11 12:40