fuchs

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FUCHS (Familie)

(1) Heinrich Ludwig Jacob (gen. „Henry“) * Amsterdam 12. Apr. 1830 | † Offenbach 19. März 1903; Handelsmann, Chorleiter

(2) Carl * Offenbach 3. Juni 1865 | † Manchester 9. Juni 1951; Sohn von (1), Cellist, Pädagoge


(1)


Als Sohn des Amsterdamer Handelsmanns Johann Peter Jacob Fuchs (1798–1845) kam Fuchs etwa 1843 nach Frankfurt, wo er nach Verlassen der Stellwaag’schen Erziehungsanstalt 1846 eine kaufmännische Lehre begann. 1851, nachdem er sich zuvor einige Zeit in Lyon aufgehalten hatte, erhielt er das Frankfurter Bürgerrecht und heiratete ein Jahr später in Straßburg Mina Arnold, Baumeisterstochter und Urenkelin des Fagottisten und Mitglieds der Bernard’schen Kapelle Wilhelm Fleischmann († Offenbach 1796). Von etwa 1853 bis 1858 leitete Fuchs gemeinsam mit Johann Friedrich Otto Collischonn die Firma Fuchs & Collischonn für Band- und Seidenwaaren. Anschließend ließ er sich als Handelsmann in Offenbach nieder und kaufte dort 1863 ein Haus und ein Lederwarenwerk (Fuchs & Hörle). Während seiner Frankfurter Zeit veranstaltete Fuchs in seiner Wohnung „offene Nachmittage“, an denen zahlreiche Musiker teilnahmen. Zudem war er Vorstandsmitglied des Rühl’schen Gesangvereins. 1857 legte er ein Autographenalbum an, das später von seinem Sohn Carl sowie dessen Nichte Delia weitergeführt wurde (heute in GB-Mcm). In Offenbach leitete er in den 1870er Jahren den Singverein, dessen Vorsitzender er noch 1901 war. Außerdem stand er mit Carl August André in Kontakt – dieser schenkte ihm zum Weihnachtsfest 1859 ein von Leopold Lode (nach Tischbein) angefertigtes Brustbild Mozarts, das, nachdem Carl (2) es nach dem Tod seines Vaters der Stadt Offenbach geschenkt hatte, 2009 im Bestand des dortigen Stadtmuseums wiederentdeckt wurde (s. Grün, S. 6). 1901 wurde er mit dem Ritterkreuz I. Klasse des Verdienstordens Philipps des Großmüthigen ausgezeichnet.

Werke — 2 Lieder (Sst. m. Kl.) op. 2, Frankfurt: Henkel [vor 1860] <> Die Reue (Sst. m. Kl.) op. 3, ebd. [vor 1860] <> 3 Kinderlieder („Entchen patschelt her und hin“, „Leise leis die Mücken summen“, Schlafliedchen; Sst. m. Kl.) op. 4, ebd. [1869] <> 3 Lieder („Frohe Lieder will ich singen“, „In der Ferne“, „Im wunderschönen Monat Mai“; Sst. m. Kl.) op. 5, Offenbach: André [1869]; D-B, D-OF <> 12 Lieder, Heft 1 (Ich habe im Traum geweinet“, „Das Ständchen“, „Allnächtlich im Traume seh’ ich dich“), op. 6, Frankfurt: Henkel [1870] <> Von ewiger Liebe („Dunkel, wie dunkel in Wald und in Feld“; Sst. m. Kl.) op. 7, ebd. [1877] <> Zuschreibung unsicher: Gruss in die Ferne („Traget, ihr lieblichen Frühlingslüfte“) (Sst. m. Git.), Der Sänger am Rhein Nr. 26, Mainz: Schott [1846] <> Nah oder fern (Sst. m. Git.), Der Sänger am Rhein Nr. 27, Mainz: Schott [1846] <> Rhapsodie (Kl.), Offenbach: André [1855]; D-OF

Quellen und Referenzwerke — Adressbücher Frankfurt, Standesamtsregister Offenbach, Familienanzeigen Amsterdam <> Personalakte in D-DSsa (R 12 P Nr. 1415) <> 2 Briefe an Schott in D-B <> MMB <> NZfM 13. Jan. 1860; Harmonie (Offenbach) 23. Jan. 1875, 2. Sept. 1876

Literatur — Birgit Grün, Mozart – Tischbein – Bode? Zur Rezeptionsgeschichte eines Gemäldes und seiner Kopien, in: Mozart-Jahrbuch 2009/10, 2012, S. 3–10

Abbildung: Henry Fuchs (Erinnerungen eines Offenbacher Cellisten, Bielefeld 1932)


(2)


Carl Fuchs, das jüngste von drei Kindern, war Schüler des Frankfurter Cellisten Robert Riedel. Nach seiner Schulzeit an der Offenbacher Realschule (1875–1881), studierte er von 1881 bis 1885 unter Bernhard Coßmann, dem er später seine Celloschule widmete, am Hoch’schen Konservatorium. Zudem wurde er Mitglied des Frankfurter Museumsorchesters (vermittelt durch seinen Onkel Philipp Wecker, Violinist im Theater-Orchester). 1885 erfolgte seine erste Konzertreise. Vor der Fortsetzung seiner Studien trat Fuchs in die 10. Kompagnie des Inf.-Rgts. Nr. 118 in Offenbach ein, die er nach bestandener Offiziersprüfung verließ. Während dieser Zeit durfte er im Gegenzug für die Übernahme der Chorleitung weiterhin im Museumsorchester tätig bleiben. Von 1886 bis 1887 studierte er in Tabarz (Thüringen) und Petersburg bei Carl Davidoff (1886–1887). Ausgestattet mit einem Empfehlungsbrief Clara →Schumanns, schlug Fuchs 1887 bei Charles Hallé in Manchester auf. Bevor er 1888 in dessen Orchester wechselte (seit 1895 erster Cellist), absolvierte er zunächst in seiner Heimat eine Feldwebelübung, gab u. a. in Lindenfels (Odenwald), Jugenheim und Darmstadt Konzerte und spielte anschließend eine Saison als zweiter Cellist in Glasgow. Bis 1914 war Fuchs erster Cellist im Hallé-Orchester und im Liverpool Philharmonic Orchestra. Daneben trat er als Solist und Quartettspieler (viele Jahre als festes Mitglied des Brodsky-Quartetts) auf – auch mehrfach bei Kammermusikabenden der Frankfurter Museumsgesellschaft. Mit der Gründung des Royal Manchester College of Music durch Hallé im Jahr 1891 begann Fuchs’ Lehrtätigkeit.

Seit 1899 Britischer Staatsbürger, wurde Fuchs, nachdem er kurz vor Ausbruch des ersten Weltkriegs mit Frau und Kindern nach Jugenheim zu seiner Mutter und Schwester gezogen war, im Herbst 1914 als Kriegsgefangener nach Berlin gebracht, erhielt jedoch aufgrund seiner früher im deutschen Militär erfüllten Dienstpflicht die Erlaubnis, nach Jugenheim zurückzukehren. Während des Kriegs betätigte er sich als Orchestermusiker in Darmstadt (dort war er 1895 zum Kammervirtuosen ernannt worden) und Frankfurt sowie vereinzelt als Solist. Im März 1919 wurde ihm schließlich die Erlaubnis erteilt, das Land zu verlassen, und er folgte seiner Familie, die bereits 1915 zurückgekehrt war, nach Manchester. Dort konnte Fuchs nach einer Phase des Übergangs seine Lehrtätigkeit am Royal College of Music wieder aufnehmen und wurde erneut Teil des Brodsky-Quartetts. 1945 trat Fuchs mit einem Radiobeitrag letztmals an die Öffentlichkeit. Radioprogramme der BBC belegen für den Zeitraum seit 1923 seine Beteiligung an zahlreichen übertragenen Konzerten.

WerkeVioloncello-Method bzw. Violoncell-Schule, 3 Hefte (engl. und deutsch; separate Kl.-Begl. von Edward Isaacs), London u. a.: Schott [1907]; u. a. D-BMs (3. Heft), D-WRh, GB-Lbl – 2. Aufl. [1911]; u. a. D-DTbhm (2. Heft), D-SPlb, GB-Lam <> Violoncello-Werke für Unterricht und Konzert mit Anmerkungen (Suppl. zur Violoncello-Method), 7 Nrn. (enthaltend Werke von Bach, Dotzauer, Lee, Merk, Meinhard, Schubert, Kummer, Boccherini, Haydn, Schumann, Raff, Coßmann), Mainz: Schott [1911–1912]; u. a. A-Wmk (Nr. 6–7), D-LEmh (Nr. 7), D-Mh (Nr. 1), GB-Lam (Nr. 1, 3–6) <> als Hrsg.: Acht Stücke von Karl Davidoff (bearb. Kl. m. Vc.), Mainz: Schott [1925]; GB-Lbl <> Autobiographie: Erinnerungen eines Offenbacher Cellisten, Bielefeld 1932; u. a. D-DS (annotiertes Expl. mit Widmung Fuchs’), D-F – gekürzte engl. Fassung: Musical and other Recollections of Carl Fuchs ’Cellist, Manchester 1937; u. a. D-DS

Quellen und ReferenzwerkeCarl Fuchs Papers [Nachlass] in GB-Mcm (Link) <> 36 Briefe an Schott in D-B, s. Kalliope <> Personalakte in D-DSsa (Bestand R 12 P Nr. 1411) <> Tagebucheintrag Queen Victorias vom 12. Mai 1898 (GB-BSw; RA VIC/MAIN/QVJ (W) 12 May 1898 (Princess Beatrice’s copies)) <> Art. Fuchs, Carl in: Violoncellisten der Gegenwart in Wort und Bild, Hamburg 1903 <> Broadcast in the “Music Magazine” Series, on June 3rd, 1945 [Transkript eines Radiobeitrags], [s. l.]: [s. n.] 1945; D-DS <> The Radio Times. Journal of the British Broadcasting Corporation 1923–1945 (passim) <> Konzertprogramme der Frankfurter Museums-Gesellschaft 29. Dez. 1888, 20. Jan. 1893, 5. Jan. 1896, 21.Dez.1906 <> MMB

Literatur — Hans-Georg Ruppel, Cellist Carl Fuchs im Internierungslager Ruhleben, in: Blätter des Offenbacher Geschichtsvereins Heft 32, 1996, S. 20 <> Geoffrey Edward Thomason, Brodsky and his circle: European cross-currents in Manchester Chamber Concerts, 1895–1929 (Diss.), Manchester 2016

Abbildung: Carl Fuchs (Erinnerungen eines Offenbacher Cellisten, Bielefeld 1932)


Kristina Krämer

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