firnberg


(1) Bernhard (Markus) * Mannheim 1. Juli 1853 | † Frankfurt/M. 12. Mai 1934; Musikalienhändler und Verleger

(2) Max (Leopold) * Frankfurt/M. 13. Mai 1896 | † KZ Buchenwald 8. Jan. 1939; Sohn von (1), Pianist


(1)


Bernhard Firnberg enstammte einer jüdischen Familie; sein Vater war Metzger in Mannheim. Nach dessen frühen Tod ließ sich die Witwe Sara (geb. Schlesinger) in Frankfurt nieder, wo ihre Familie ein Handelshaus betrieb; hier wird Bernhard seine kaufmännische Ausbildung erhalten haben und zunächst tätig gewesen sein. Im Oktober 1886 eröffnete er eine Musikalienhandlung mit angeschlossenem Verlag (B. Firnberg), in dem bis 1911 mehr als 300 Werke mit fortlaufenden Verlagsnummern („B.F.[Zahl]“) erschienen. In den Jahren 1902 bis 1914 war Fritz Baselt als Prokurist tätig; die Herstellung lag in den Händen der Lithographischen Anstalt von C. G. Röder in Leipzig. In der Folgezeit ging die Publikationstätigkeit deutlich zurück und kam während des Ersten Weltkriegs gänzlich zum Erliegen. 1922 gingen die Rechte der Werke von →Bernhard Scholz und Emil Sulzbach, deren Hauptverleger Firnberg war, an Fritz Baselt über, während andere Titel 1923 bzw. 1926 von Tischer & Jagenberg in Köln bzw. Rudolf Erdmann in Leipzig erworben wurden. Neben Scholz und Sulzbach, der einer der besonders zahlreichen jüdischen Autoren Firnbergs war, begegnen Ljuba Bielefeld, Adolph Diesterweg, Leopold Einzig, Siegmund Elsässer, Olga Emmerling, August Glück, Alexander Goldschmidt, Georg Goltermann, →Philipp Grasmann, Gertrud Ickelheimer, Sara Jessel, Heinrich Klahre, Iwan Knorr, Franz Lindlar, Oscar Meyer, Edmund Parlow, →Hans Pfitzner, Rudolf Philipp, Gustav von Rössler, Julius Sachs, Ferdinand Schwarzschild, Gustav Spiess, Bernhard Triebel, August Weiss, Max Wolff und Felix Wollheim im Verlagsprogramm. In den Jahren 1895 bzw. 1900 übernahm Firnberg außerdem Artikel aus den Frankfurter Verlagen Grasmann und Gustav Oehler. Nominell und insbesondere als Konzertagentur bestand das Haus Firnberg (seit 1933 als Firnberg Nachf.) noch 1938. Bernhard Firnberg gehörte dem Patronatsverein des Hoch’schen Konservatoriums an, das er in vielfältiger Weise unterstützte. Zudem war er als Sänger Mitglied des Frankfurter Liederkranz; eine 1892 von ihm komponierte Polka Electrique ist nicht überliefert.

Datierungshilfe (nach Verlagsnummern; nach 1900 erschienen die Ausgaben vermehrt ohne Verlagsnummern)


1–4: 1887
5–12: 1888
14–23: 1889
24–37: 1890
38–45: 1891
46–64: 1892
66–74: 1893
75–81: 1894
83–90: 1895
92–95: 1896
99–160: 1897
202–214: 1898
216–220: 1899
221–228: 1900
229–231: 1901
242–250: 1902
251–252: 1903
264: 1904
266–277: 1905
277–278: 1906
279–281: 1907
282: 1908
283–289: 1909
290–291: 1910
292–300: 1911
302–303: 1912
305: 1913
306–314: 1915
315: 1916

(2)


Max Firnberg erhielt in den Jahren 1905–1914 Klavierunterricht am Hoch’schen Konservatorium. In der Folgezeit trat er als Pianist und Klavierbegleiter vorwiegend in Konzerten jüdischer Musikerinnen und Musiker in Frankfurt auf – seit 1933 vor allem in Veranstaltungen des vom Nazi-Regime oktroyierten Jüdischen Kulturbunds. Gelegentlich erteilte er auch Unterricht; zu seinen Schülerinnen zählt Nanny Becker (1914–2008). Unmittelbar nach der Pogromnacht im November 1938 wurde Firnberg in das KZ Buchenwald verschleppt, wo er nach wenigen Wochen – angeblich in Folge einer Blutvergiftung – sein Leben verlor. Sein grauenvolles Schicksal darf uns jedoch nicht daran hindern, eine aus der Feder eines Zeitgenossen stammende und 1930 veröffentlichte liebevoll-ironische Charakterisierung des „Hagestolz“ Firnberg zu zitieren, dessen „Marmorhaftigkeit der Physiognomie“ offenbar an Buster Keaton gemahnte: „Max kennt die gesamte Musikliteratur der Welt, kann tagelang Klavier spielen und dabei die schizophrensten Kalauer reißen“ (Reimann, S. 144).


Quellen — Standesamtsregister Frankfurt und Weimar <> Totenliste des KZ Buchenwald <> Nachlass Nanny Becker; D-Fsa (S1-421) <> Jahresberichte des Hoch’schen Konservatoriums <> Die kleine Chronik (Frankfurt) 19. Dez. 1882; Neueste Zeitung (Frankfurt) 4. Dez. 1933, 17./18. Dez. 1938 und passim <> Adressbücher Frankfurt <> Hans Reimann, Das Buch von Frankfurt, Mainz/Wiesbaden, München 1930 (= Was nicht im Baedeker steht Bd. 9: Frankfurt) <> MMB <> ChallierV

Literatur — Martini 2010

Abbildung 1: Bernhard Firnberg, Fotografie (Digitalisat aus D-F, Porträtsammlung Manskopf)

Abbildung 2: Firnberg-Sammeltitel [nicht vor 1892]; D-Kbeer

Abbildung 3: Karikatur Max Firnbergs von Karl Friedrich Brust; Reimann, S. 143


Axel Beer

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