dillenberger


(1) Johann * Kreuznach vermutl. 1782 | † ebd. 8. Apr. 1838; Lehrer, Organist, Musiker, Komponist

(2) Franz (Christian) * Kreuznach 20. Febr. 1804 | † Offenbach 1. Juni 1864; Sohn von (1), Buchbinder, Musiklehrer, Dirigent

(3) Marie (Aurelie Julie) * Offenbach 29. März 1841 | † ebd. 17. Mai 1915; Tochter von (2), Sängerin

(4) Antonie (Friederike) * Offenbach 24. Apr. 1845 | † ebd. 4. März 1923; Tochter von (2), Musiklehrerin

Bei den Damen Lilli und Mathilde Dillenberger, die 1888–90 bzw. 1892–93 am Hoch’schen Konservatorium Klavierspiel studierten, dürfte es sich um Töchter des Portefeuille-Fabrikanten Friedrich Wilhelm Dillenberger (* Offenbach 29. März 1841 | † ebd. 15. Dez. 1906; Zwillingsbruder von (3)) handeln.

Eine Verwandtschaft zum Buchbinder, Musiklehrer und Komponisten Victor Dillenberger (* Kreuznach 1. Jan. 1859 | † Berlin 25. Nov. 1937), Sohn des Büchsenmachers Friedrich D., ist durchaus wahrscheinlich.


(1) Johann Dillenberger war in Kreuznach als Lehrer und Organist tätig. Mutmaßlich handelt es sich bei ihm um jenen als Instrumentalisten im Kreuznacher Musikverein erwähnten „Herrn Dillenberger“ (AmZ 1. März 1820). Seit spätestens 1811 stand er im Kontakt mit Schott in Mainz, wo jedoch erst 1817 etwas von ihm in Verlag genommen wurde. Es ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen, ob ihm auch die bzw. einige der bei Kreitner und Simrock erschienenen Werke, die (wie jene bei Schott) sowohl unter dem Namen Dillenberg als auch unter Dillenberger begegnen, zuzuschreiben sind. Infrage käme möglicherweise auch der Elberfelder Musiklehrer Carl Johann Dillenberg (1777–1852).

WerkeDas Bild im Spiegelteiche, ein Gedicht von Tiedge (Sst., Kl.), Mainz: Schott [1817]; ehem. D-B, D-Mbs (digital, s. Abb. 1) – dass. (Sst., Git.), ebd. [1817]; D-B, D-Mbs (digital), D-Tu <> Zuschreibung unsicher: Das Grab (Sst., Kl.), Worms: Kreitner [1811/12]; D-B <> Elegie auf den Tod eines Kindes (Sst., Kl.) op. 3, ebd. [1812] – TA Mannheim: Heckel <> 6 Lieder op. 5, Worms: Kreitner [1814] – TA, Mannheim: Heckel <> 6 deutsche Lieder, Worms: Kreitner [ca. 1810–15] <> Ernst und Scherz. Sammlung verschiedener Lieder und Romanzen […] zusammengetragen von Dillenberg (m. Kl./Git.), Bonn: Simrock [1811/12]; B-Ac, D-B, D-Dl, D-Mbs, GB-Lbl (digital) – daraus: Quodlibet. Als ich noch ein kleiner Knabe (Sst., Kl.), ebd.; D-B, D-Dl – sowie Das Alphabet (3 Sst., Kl./Git.), ebd. <> Euphrosine (Sst., Kl./Git.), in: Lyra. Eine Sammlung von Liedern, Balladen, Duettinis der vorzüglichsten Componisten, Bd. 3, Freiburg i. Br.: Herder 1824; D-B – dass., in: Pfennig-Magazin für Gesang und Guitarre, Jg. 4 Nr. 125, Köln: Tonger; ehem. D-B

Quellen — KB Kreuznach (ev.) <> Briefe an Schott in Mainz (76, 1817–1833); D-Mbs <> Briefe von Schott (2, 1811, 1815); D-MZsch (Kopierbuch 4) <> AmZ IB Nr. 4, 1812; AmZ 19. Mai 1813, 18. Mai 1814, 1. März 1820; Allgemeiner Anzeiger der Deutschen 2. Sept. 1812, 24. Aug. 1814; Beilage zur Kölnischen Zeitung 9. Apr. 1837 <> HmL

Abbildung 1: Titel zu Das Bild im Spiegelteiche [1817]; D-Mbs


(2) Wie sein Vater (1) war Franz Dillenberger vermutlich im Kreuznacher Musikverein aktiv („Dillenberger jun.“, AmZ 1. März 1820), schlug aber als Buchbindergeselle eine andere Laufbahn als jener ein, bevor er nach Offenbach übersiedelte und dort 1826 Gründungsmitglied des Offenbacher Sängervereins war. 1829 reiste er gemeinsam mit dessen Dirigenten Bernhard Schädel nach Paris und gründete einen deutschen Gesangverein, der bis 1834 bestand. Seinen Lebensunterhalt verdiente er mit dem Erteilen von Klavier- und Deutschunterricht, wobei er – so ein Brief von ihm – in den Sprachstunden „selbst ja nur ein Pfuscher“ sei, was aber „die dummen Franzosen“ nicht hindere, ihn „einen Professeur de la langue allemande zu nennen“ und es ihm „gut zu bezahlen“ (zit. nach Fuhr). 1831 kehrte er über Karlsruhe und Heidelberg, wo er den inzwischen Jura studierenden Schädel besuchte, zurück nach Offenbach. Hier leitete er nun als Nachfolger Schädels den Sängerverein, der während der Abwesenheit seines Dirigenten nur wenig aktiv gewesen war, und blieb bis 1861, als ihm aufgrund eines „unheilbaren Ohrenleidens“ (lt. Fuhr) Jakob Ludwig Güth nachfolgte, im Amt. 1842 schrieb Carl Gollmick über ihn, er sei „ein vortrefflicher Direktor, der die Vorträge seines Sängerkreises nicht blos mit dem Stab, sondern auch mit dem Herzen leitet.“ (AmZ 23. Nov. 1842, gez. „C. G.“). Dillenberger war seit 1833 verheiratet mit Antonie geb. André (* Offenbach 12. Apr. 1808 | † ebd. 22. Aug. 1861), einer Großnichte des Verlagsgründers Johann André. Er ist nicht zu verwechseln mit dem Lehrer und Organisten Franz (Christian) Dillenberger aus Steeg (bei Bacharach) (* 1786).

WerkeSophien-Galopp (Kl.), Offenbach: André [1855] <> Marsch über ein Lied von H. Truhn (Kl.), ebd. [1858]; D-OF

Quellen und Literatur — KB Offenbach (frz.-ref.) <> Briefe von und an Dillenberger (1830–1834) aus dem Besitz von Wilhelm Fuhr, dem Ehemann von Dillenbergers Enkelin Elsa Antonie (1877–1956), in Auszügen abgedruckt in: Wilhelm Fuhr, Ein deutscher Sängerverein in Paris. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte des Offenbacher Sängervereins, in: Alt-Offenbach 3 (1927), S. 16–19 <> MMB <> AmZ 1. März 1820, 23. Nov. 1842; Didaskalia 2. Febr. 1841, 28. Jan. 1842, 4. Mai 1843; Süddeutsche Musik-Zeitung 13. Juni 1853; Allgemeine Schul-Zeitung 26. Apr. 1856 <> Zeitschrift für Deutschlands Musik-Vereine und Dilettanten, hrsg. von Ferdinand Simon Gaßner, Bd. 1 (1841), S. 237 und 361f. <> K. Brockmann, Hundert Jahre Sängerverein. Die Zeit bis zum 25jährigen Stiftungsfest, in: Alt-Offenbach 2 (1924), S. 49–55 <> Offenbacher Oratorienchor. Sängerverein 1826 e. V. Festschrift zum 175-jährigen Jubiläum, Offenbach 2001

Abbildung 2: Portrait Franz Dillenbergers, in: K. Brockmann, Hundert Jahre Sängerverein. Die Zeit bis zum 25jährigen Stiftungsfest, in: Blätter des Offenbacher Geschichtsvereins 2 (1924), S. 52


(3) Marie Dillenberger begegnet in den 1860er Jahren als Sopranistin bei Konzerten unter Leitung Henry Fuchs’ und Heinrich Adam Neebs in Offenbach. Sie war nicht verheiratet.

Quellen — KB Offenbach (frz.-ref.); Standesamtsregister Offenbach <> Didaskalia 1. März 1861; Berliner Musikzeitung 12. März 1862


(4) Antonie Dillenberger war zeitlebens in ihrer Vaterstadt als Musiklehrerin tätig. Wie ihre Schwester Marie (3) blieb sie ledig.

Quellen — KB Offenbach (frz.-ref.); Standesamtsregister Offenbach <> Adressbücher Offenbach <> Brief an Ludwig von Schorn (1899), s. Kalliope


Kristina Krämer

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  • Zuletzt geändert: 2024/03/07 17:05
  • von kk
  • angelegt 2022/05/27 17:02