dauphin


(1) Johann Christian (I) * Gummersbach 22. Febr. 1682 | † Kleinheubach 14. Mai 1730; Orgelbauer

(2) Johann Christian (II) * Kleinheubach (Landkreis Miltenberg) 12. Juni 1713 | † ebd. 8. Mai 1772; Sohn von (1), Orgelbauer

(3) Christian * Kleinheubach 16. Jan. 1752 | † ebd. 2. Mai 1792; Sohn von (2), Orgelbauer

(4) Johann Georg * Kleinheubach 25. Aug. 1763 | † ebd. 22. Febr. 1809; Sohn von (2), Orgelbauer


(1) Johann Christian Dauphin d. Ä. absolvierte – wie sein Bruder, der später in Mühlhausen (Thüringen) ansässige Orgelbauer Johann Eberhard Dauphin (1670–1731) – eine achtjährige Lehrzeit bei Johann Friedrich Wender in Mühlhausen, der in Osthessen eine Orgelbauwerkstatt unterhielt; um 1705 wurde er von Wender zur Wartung seiner Orgel in der Abtei Seligenstadt empfohlen. Dauphin machte sich 1707 in Kleinheubach in der evangelischen Grafschaft Erbach (Odenwald) mit einer eigenen Werkstatt selbständig; sein größtes Instrument entstand auf Empfehlung des Seligenstädter Abts für die Basilika Walldürn. 1714 erhielt er die Aufsicht über die Orgeln der Grafschaft Erbach. Der Prospekt in Walldürn zeigt deutlich die thüringische Herkunft der Arbeit Dauphins: Brust- und Hauptwerk liegen übereinander und werden seitlich von doppelten Pedal-Rundtürmen eingerahmt. In der Folge entwickelte die Werkstatt einen eigenen fünfteilig-dreitürmigen Prospekttyp nur aus Rundtürmen (so in Schmerlenbach), der sonst in der Landschaft zunächst nicht vorkommt und erst um 1750 für wenige Jahrzehnte in der Werkstatt von Johann Georg Hugo in Aschaffenburg auftaucht, allerdings dort nach oberrheinischen Vorbildern.

Werke — 1710 Kleinheubach, St. Martin (ev.) (I/P/13); 1882 ersetzt durch einen Neubau von Steinmeyer (op. 229), seit 2010 von Rieger (II/P/18) mit einer Rekonstruktion des zweiten Manuals und des Pedals nach Dauphin, Prospekt erhalten <> um 1713 Buchen (Odenwald), St. Oswald (I/P/12), nicht erhalten <> 1717/1723 Walldürn, Wallfahrtskirche (III/P/32); Prospekt erhalten, 1975 Neubau von Hans-Theodor Vleugels (III/P/40) <> 1721 (Babenhausen-) Hergershausen (ev.) (I/8); Pedal 1784 ergänzt, 1912 ersetzt durch einen Neubau (Prospekt erhalten) <> 1724 (Groß Umstadt-) Raibach, (ev.) (I/P/9); 2011 restauriert von Orgelbau Schmidt <> um 1725 Schmerlenbach, Klosterkirche (I/P/12), 1882 nach Sulzbach am Main (St. Anna) von Bruno Müller transloziert; 1999 Restaurierung durch Vleugels Orgelmanufactur.


(2) Johann Christian Dauphin d. J. wurde als ältester Sohn zunächst vom Vater ausgebildet, musste nach dessen frühem Tod 17-jährig andere Lehrstellen aufsuchen und war nach der Wanderschaft 1739 zuletzt bei Johann Adam Schmahl in Heilbronn als Geselle tätig. 1740 ließ er die verwaiste Werkstatt in Kleinheubach wieder aufleben. Er heiratete am 15. Nov. 1746 Anna Margaretha Kaufmann aus Kleinheubach; die zwei gemeinsamen Söhne hielten die Werkstatt noch bis 1809 aufrecht. 1745 wurde die Aufsicht über die Orgeln der Grafschaft erneuert und 1746 auf die der Herrschaften Breuberg und Wertheim erweitert.

Werke — 1750 Klein-Umstadt, Wehrkirche (ev.) (I/P/9); 1903 von unbekanntem Ort nach Klein-Umstadt transloziert, 1991 und 2018 restauriert von Orgelbau Werner Bosch (Niestetal) <> 1755 Seckmauern (ev.), nicht erhalten <> 1769 Spachbrücken (ev.) (I/P/9); 1839 durch Gottlieb Dietz umgebaut, 1973 restauriert von Andreas M. Ott (Bensheim) <> 1771–1773 Dudenhofen (ev.) (I/P/10); 1790 Reparatur durch Johann Henrich Schmidt (Hanau), 1829 Translozierung nach Nieder-Roden (Abbruch 1853).


Christian Dauphin (3) erlernte bei seinem Vater den Orgelbau und übernahm zusammen mit seinem Bruder bis zu deren Schließung 1809 die Firma seines Vaters; Johann Georg Dauphin (4) wurde von seinem älteren Bruder Christian zum Gehilfen ausgebildet und war ab 1787 sein Geschäftspartner. Am 29. Nov. 1787 heiratete er Margaretha Magdalena Kappes; unter den Nachkommen der Brüder sind keine Orgelbauer mehr. Christians Sohn Johann Kaspar (1784–1839) wandelte die Werkstatt in eine Schreinerei um.

Werke von (3) und (4) — 1776 Waldhausen, nicht erhalten <> 1781 Groß-Zimmern (ev.) (I/P/13), nicht erhalten <> 1782 Breitenbrunn (ev.) (I/P/8), nicht erhalten <> 1785 Fränkisch-Crumbach (ev.), nicht erhalten <> 1788 Sandbach (ev.) (I/P/14); 1842 von Bernhard Dreymann repariert, 1926 Ersatz der 1917 gespendeten Prospektpfeifen durch Heinrich Bechstein, 1966 von Förster & Nicolaus (Lich) restauriert, 1985 saniert <> 1789 Lützelbach (ev.) (I/P/14) im Gehäuse von Johann Christian Dauphin; 1906 durch ein Instrument von Heinrich Bechstein (Groß Umstadt) ersetzt, Prospekt erhalten <> 1798 Rimhorn (ev.) (I/P/10), nicht erhalten.


LiteraturQuellen zur Geschichte des Barocks in Franken unter dem Einfluß des Hauses Schönborn, 1. Teil, Augsburg 1931, S. 279–283, 722f., 1002f. <> Bösken 1967 <> Dieter Grossmann, Die Orgelbauer Dauphin, in: Beiträge zur Geschichte der evangelischen Kirchenmusik und Hymnologie in Kurhessen und Waldeck, hrsg. von Karl Wenckebach, Kassel 1967, S. 91–105 <> Balz 1969, S. 122–134 <> Hermann Fischer und Theodor Wohnhaas, Historische Orgeln in Unterfranken, München und Zürich 1981 <> Eckhard Trinkaus, Orgeln und Orgelbauer im früheren Kreis Ziegenhain (Hessen), Marburg 1981 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 43) <> Fischer/Wohnhaas 1994 <> Hans Martin Balz und Reinhardt Menger, Alte Orgeln in Hessen und Nassau, Berlin 21997 <> Dieter Grossmann, Orgeln und Orgelbauer in Hessen, Marburg 1998 (= Beiträge zur hessischen Geschichte 12), S. 157–179 <> Eckhard Trinkaus/Dieter Grossmann, Art. Dauphin, in: MGG2P (2001) <> Hermann Fischer, Art. The Dauphin family, in: NGroveD (2001) <> Martin Balz, Die Dauphin-Orgel in Hergershausen und die für sie bestimmte Registrieranweisung, in: Acta Organologica 31 (2009), S. 149–162

Abbildung: Dauphin-Orgel in (Babenhausen-) Hergershausen, aufgenommen von Kristina Krämer im Mai 2022


Hermann Fischer (†) | Birger Petersen

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  • Zuletzt geändert: 2022/05/19 23:57
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