bogler


(1) Valentin * Winkel bei Rüdesheim 15. Dez. 1794 [nicht 1793] | † Wiesbaden 14. Mai 1875 [nicht 1874]; Lehrer und Organist

(2) (Joseph) Carl (Jacob) * Wiesbaden 10. Apr. 1819 | † ebd. 29. Aug. 1893; Sohn von (1), Gymnasiallehrer und Chorleiter

(3) (Conrad Jacob Caspar) Bernhard * Wiesbaden 2. Febr. 1821 | † St. Gallen 30. Dez. 1902; Sohn von (1), Komponist und Dirigent


(1) Neben seinen Tätigkeiten als Lehrer, zuletzt als Konrektor an der Mittelschule am Markt, war Bogler, Sohn eines Weinbergbesitzers, wahrscheinlich Organist der St. Bonifatius-Kirche in Wiesbaden. Als er 1866 in den Ruhestand trat, wurde ihm die silberne Zivilverdienstmedaille verliehen. Den erhaltenen Notenbestellungen an den Musikverlag Schott zufolge wirkte er außerdem als Klavierlehrer. Zu seinen Schülern gehörte vermutlich Franz Joseph Messer. Der Architekt Wilhelm Bogler (1825–1906) war sein Sohn.

Quellen — Standesamtsregister Wiesbaden <> 7 Briefe von Valentin Bogler an den Musikverlag Schott (1826–1828; D-B), s. Kalliope <> Verordnungsblatt des Herzogthums Nassau 13. Apr. 1866, 14. Aug. 1866

Literatur — Günter Wagner, Art. Messer, in: MMM1 <> Birgit Funk, Die Arbeiten des Wiesbadener Architekten Wilhelm Bogler, in: Nassauische Annalen 99 (1988), S. 111–128, hier S. 112


(2) Carl Bogler unterrichtete 1844–1875 am Gymnasium in Wiesbaden. Er wurde 1875 nach Hadamar versetzt, ging jedoch wegen einer Erkrankung schon vor dem Wechsel in den Ruhestand. 1841 gründete er den Wiesbadener Männergesangverein, bis 1844 den Damengesangverein; ab 1847 traten beide Chöre gemeinsam auf, von 1854 an unter dem Namen Cäcilienverein. Nachdem Bogler 1855 diesen an Johann Baptist Hagen übergeben hatte, leitete er mit dem Dilettanten-Gesangverein einen neuen Chor. 1848 gehörte Bogler kurzfristig dem Komitee an, das das Wiesbadener Theater nach der Märzrevolution leitete. 1867–1868 gab er die kurzlebigen Blätter für Theater und Musik (Wiesbaden: Ph. Müller) heraus, an denen unter anderem Wilhelm Freudenberg und sein Cousin Bernhard →Scholz mitarbeiteten. In seiner Programmschrift Ueber die Stellung des Musikunterrichts auf dem Gymnasium forderte Bogler, den üblichen Gesangunterricht von Anfang an zielgerichtet durch Übungen im Musikdiktat und Blattsingen zu ergänzen, um damit eine Voraussetzung für Harmonielehre, Kontrapunkt und Musikanalyse in der Oberstufe zu schaffen. Seine dort erhobene Klage „Häufig besteht das Repertoire eines Sängerchors vorzugsweise aus den Compositionsversuchen des Musiklehrers, wodurch den Schülern nicht allein die Zeit, Edleres und Besseres kennenzulernen, weggenommen, sondern oft auch die Freude am Gesange verleidet wird“ (S. 7), könnte ein Hinweis sein, dass er auf ein eigenes kompositorisches Schaffen verzichtete.

WerkeUeber die Stellung des Musikunterrichts auf dem Gymnasium, in: Programm mit welchem zur öffentlichen Prüfung und Schlussfeierlichkeit des Königlichen Gymnasiums zu Wiesbaden […] geziemend einladet der Direktor des Gymnasiums, Wiesbaden 1866; A-Wmu, D-B, D-F, D-FUl, D-GI (digital), D-LEu, D-Sl, D-WIl, F-Sn

Quellen — Standesamtsregister Wiesbaden <> Brief von Peter von Lindpaintner an Carl Bogler, 9. Juli 1852; D-Sl (Druck in: Lindpaintner, Briefe, S.401) <> Brief von Gottfried Kinkel an Bogler, 19. Nov. 1874; D-BNu <> Brief von Bogler an den Musikverlag Schott, 14. Nov. 1884; D-B (digital) <> Almanach für Freunde der Schauspielkunst 13 (1849), S. 286; AmZ 25. Dez. 1872; NZfM 12. Apr. 1867; Didaskalia 10. März 1842, 12. Jan. 1849, 6. Okt. 1849, 8. Juni 1852, 10. März 1853, 11. Dez. 1863, 2. Jan. 1887; Signale für die musikalische Welt Nr. 4 (Jan.) 1849, S. 30, Nr. 44 (Okt.) 1849, S. 348; Süddeutsche Musik-Zeitung 14. Juni 1852; Neue Berliner Musikzeitung 12. Juli 1871, 26. Febr. 1874; Monatshefte für Musikgeschichte 26 (1894), Nr. 10 <> Bernhard Scholz, Verklungene Weisen. Erinnerungen, Mainz 1911, S. 112 <> Peter von Lindpaintner, Briefe. Gesamtausgabe (1809–1856), hrsg. von Reiner Nägele, Göttingen 2001

Literatur — Herrmann 1928 <> Wolf-Heino Struck, Wiesbaden als Nassauische Landeshauptstadt, Bd. 2, Wiesbaden 1981, S. 210, 232f. und 237 <> Art. Bogler, Carl, in: NassB <> Art. Bogler, Karl, in: KösslerL <> Wolfgang Jung, Art. Bogler, Carl, in: Stadtlexikon Wiesbaden (online)


(3) Eine Tätigkeit Bernhard Boglers in seiner Geburtsstadt Wiesbaden ist derzeit nur für ein Konzert als Klavierbegleiter nachzuweisen (Didaskalia 8. Juli 1848). Nach Stellen an den Stadttheatern in Düsseldorf (1845) und Luzern (1849) ging er 1849 nach St. Gallen, wo er zunächst bis 1861 als Musikdirektor des Gesangvereins Frohsinn wirkte. Teilweise parallel dazu war er außerdem 1856–1863 und 1869–1878 Musikdirektor des Gesangvereins Antlitz, 1856–1887 Lehrer an der Kantonsschule sowie 1865 Kapellmeister am kurzlebigen Stadttheater. 1856 wählten ihn die Teilnehmer des 7. eidgenössischen Sängerfests in St. Gallen zum Direktor. In einem Brief an Louis Spohr bezeichnete er Peter von Lindpaintner als „meinen besten Freund und ich darf es sagen meinen zweiten Vater“ (20. Sept. 1857). In Lindpaintners bislang gedruckten Briefen wird er jedoch nur zweimal beiläufig erwähnt.

WerkeInstrumentalmusik: Mailüfterl-Polka (Kl.), Zürich: Fries [1854] <> Frohsinn- und Osmanen-Polka (Kl.), ebd. [1854] <> Am Bodensee. Barcarole (Kl.) op. 53, Leipzig: Seitz [1874]; D-B, GB-Lbl <> Nocturne (Vl., Kl.; „Nachruf an Freund August Schlichter in Wiesbaden“) op. 52, Wien: Spina [1874]; A-Wn <> Am Limmatstrand. Polka-Mazurka (Kl.) op. 65, Zürich: Fries [1877] <> Les Adieux à Vienne (Kl.) op. 66, ebd. [1877]; D-B <> Durch Wald und Flur. Polka und Mazurka (Kl.) op. 67, ebd. [1877]; D-B <> Bleib bei mir (Kl.) op. 68 (= Transkription seines gleichnamigen Liedes), ebd. [1877]; D-B <> Tanz-Album für die Jugend (Kl.) op. 74, ebd. [1879] <> Ein Abend am Vierwaldstätter See (Kl.) op. 75, Zürich: Hug [1890]; D-B <> Mazurka brillante (Kl.) op. 87, ebd. [1881] <> Emma-Galopp (Kl.) op. 77, in: Schweizerisches Tanzalbum für 1880, Zürich: Fries; einzeln ebd. [1887] <> Lieder (Sst., Kl., wenn nicht anders angegeben): Waldvöglein, Zürich: Fries [1854] <> Fünf Lieder („Spielmann’s Lied“, „Ob sie wohl kommen wird“, „Bleib’ bei mir“, „Da ich muß wandern gehn“, „Ich kenne deinen Namen nicht“), ebd. [1856]; CH-E, D-KNh <> „Dein Bild“; Ms. in D-F (1852), s. RISMonline <> Waldlust (Sst., Hr., Kl.) op. 30, Wien: Spina [1872]; A-Wn <> Der Lerche Morgenlied op. 31, ebd. [1871]; A-Wn <> Das Auge op. 32, ebd. [1871]; A-Wn <> Im Walde op. 33, ebd. [1872]; A-Wn <> „Hab oft im Kreise der Lieben“ op. 34, ebd. [1872]; D-Mbs (digital) <> „O glaube nicht, dass mir dein Bild“ op. 35, ebd. [1872]; A-Wn <> „Fahr wohl“ op. 36, ebd. [1872]; A-Wn <> „Ja du bist mein“ op. 37, ebd. [1872]; A-Wn <> „O, wäre all’ mein Lieben“ op. 38, ebd. [1872]; A-Wn <> „Ich lehn’ an einem Steine“ op. 39, ebd. [1872]; A-Wn <> „Ich möcht ihren Namen schreiben“ op. 40, Wien: Schreiber [1873]; A-Wn <> „Kornblumen flecht ich dir zum Kranz“ op. 41, Wien: Spina [1873]; A-Wn <> Am Rhein op. 42, ebd. [1873]; A-Wn <> „Wohl springet aus dem Kiesel“ op. 45, ebd. [1873]; A-Wn <> „Was kommt denn da gegangen?“ (2 Sst., Kl.) op. 46, Wien: Schreiber [1874]; A-Wn <> „Im goldnen Kreuz da kehr ich ein“ op. 47, Leipzig: Seitz [1874]; D-B <> Das Jägerlied op. 48, ebd. [1874]; D-B <> Zwei Äuglein op. 54, Zürich: Fries [1878] <> „Ach Gott! Wie braucht’s so kurze Frist“ op. 69a, ebd. [1877] <> Die letzten Blümchen op. 70, ebd. [1878] <> „O blick mich an mit dem Aug’ deiner Milde“ op. 71, ebd. [1897] <> „Lass still mich träumen“ op. 72, ebd. [1878] <> Der Weihnachtsbaum op. 73, ebd. [1899] <> Vögleins Rückkehr op. 76, ebd. [1890]; D-B <> Gesänge für Männerchor: Fünf Männerchöre. Der Liedertafel in Basel […] gewidmet, Schaffhausen: Brodtmann [1861]; CH-BEl <> Drei Männerchöre. Der Concordia in Wyl […] gewidmet, ebd. [1861]; CH-BEl <> Drei Männerchöre op. 44, Wien: Spina [1873] <> Gesänge für gemischten Chor: Drei Gesänge op. 43, Wien: Spina [1873]; A-Wn <> Sechs leichte Gesänge für gemischten Chor, St. Gallen: Sonderegger [1870] <> Zwei Volkslieder („Ich weiß mir zwei Äuglein“ op. 54b; „Ach Gott! Was braucht’s so kurze Frist“ op. 69b), Zürich: Fries [1877]; D-B <> Acht neue Gesänge, St. Gallen: Sonderegger [1878] <> als Herausgeber: Eichwald. Auswahl vierstimmiger Gesänge für Männerchöre, Schaffhausen: Brodtmann 1867; CH-BEl, CH-E <> Sammlung von Chorälen, Liedern, größern Chören, Motetten und Psalmen für vierstimmigen gemischten Chor zusammengetragen für die St. Gallische Kantonschule, sowie für Gesangvereine, ebd. 1861; CH-BEl, D-B, D-Rp <> Sammlung Gemischter Chöre und Männerchöre zum Gebrauche an Gymnasien, Seminarien u.s.w., St. Gallen: Sonderegger 1880; CH-BEl, D-B

Quellen — Standesamtsregister Wiesbaden <> 2 Briefe von Bernhard Bogler an Louis Spohr (s. Spohr-Briefe) <> Brief von Bernhard Bogler an die Illustrirte Zeitung in Leipzig 4. Okt. 1870; D-LEsm <> Brief von Peter von Lindpaintner an unbekannt in St. Gallen 13. Apr. 1851; D-Sa (Druck in: Lindpaintner, Briefe, S. 382f.) <> Brief von Lindpaintner an Carl Bogler in Wiesbaden 9. Juli 1852; D-Sl (Druck in: ebd., S. 401) <> Almanach für Freunde der Schauspielkunst 10 (1845), S. 127; 13 (1849), S. 191; Ferdinand Roeder’s Theaterkalender 8 (1865), S. 215 <> Didaskalia 8. Juli 1848; Süddeutsche Musikzeitung 15. Sept. 1856; Signale für die musikalische Welt Nr. 35 (Sept.) 1853; Schweizerische Musikzeitung und Sängerblatt 17. Jan. 1903 (Nachruf) <> Peter von Lindpaintner, Briefe. Gesamtausgabe (1809–1856), hrsg. von Reiner Nägele, Göttingen 2001 <> MMB

Literatur — Art. Bogler, Bernhard, in: Historisch-biographisches Musiker-Lexikon der Schweiz, hrsg. von Edgar Refardt, Leipzig und Zürich 1928


Karl Traugott Goldbach

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  • angelegt 2018/08/24 23:43