bock


(1) Siegmund * Gießen 15. Mai 1827 | † ebd. 28. Dez. 1884; Fabrikant

(2) Gustav * Gießen 29. Jan. 1857 | † ebd. 3. Juni 1938; Sohn von (1), Fabrikant

(3) Alfred * Gießen 14. Okt. 1859 | † ebd. 6. März 1932; Sohn von (1), Schriftsteller


(1) Der Sohn des Bankiers Loeb Bock und seiner Frau Amelie geb. Homberger besuchte die Realschule in Gießen. Während seiner Lehre ab etwa 1841 im Frankfurter Manufakturwarenhaus Haas nahm er Klavierunterricht bei Leopold Lichtenstein und lernte vier Jahre lang Kontrapunkt und Komposition bei Franz Xaver Schnyder von Wartensee. Nachdem er seit 1852 im väterlichen Geschäft gearbeitet hatte, gründete er 1857 eine Zigarrenfabrik. Er war mit Ottilie Meyer verheiratet (* Bielefeld 2. Febr. 1836 | † Gießen 4. Febr. 1912), die in Gießener Oratorienaufführungen Altsoli übernahm. Bock wirkte ebenfalls im von Heinrich Hofmann geleiteten Gießener Konzertverein mit, veranstaltete aber auch in seinem Musikkranz Privataufführungen, an denen unter anderem Hermann Levi mitwirkte.

Werke — Lieder nach Gedichten von Hermann Welcker, Offenbach: André 1855 (noch nicht verifizierte Angabe nach Lehnert) <> ungedruckt (und wohl verschollen) sind nach Lehnert Kompositionen für Klavier und Orchester. Auf einem Tonbandmitschnitt von 1978 berichtete Gustav Bocks Sohn Helmuth Parsival Bock, die Erben hätten nach dem Tode Gustav Bocks 1938 einen Weidenkorb mit „lauter Kompositionen und sogar einem Oratorium“ des Großvaters gefunden und verbrannt (Kopie des Tonbands im Besitz von Dr. Andreas Ay)

Quellen — Brief von Siegmund Bock an Ottilie Meyer über einen Besuch bei Louis Spohr in Kassel, Sept. 1854 (s. Spohr-Briefe)

Literatur — Georg Lehnert, Bock, Siegmund, in: Hessische Biographien, hrsg. von Hermann Haupt, Bd. 3, Darmstadt 1934, S. 68f. <> Persönliche Informationen von Dr. Andreas Ay


(2) Nach Studium in Gießen und Militärdienst stieg Gustav Bock in die Zigarrenfirma seines Vaters ein, die er 1884 gemeinsam mit seinem Bruder Alfred (3) erbte und im Folgenden allein führte. 1887–1918 lebte er in Berlin, wo er auch seine Frau Helene geb. Sternfeld heiratete und seine vier Söhne geboren wurden. Zur Erinnerung an seinen schon zu Beginn des ersten Weltkriegs am 19. Sept. 1914 gefallenen Sohn stiftete er der Stadt Gießen 54 Kunstwerke (Dr. Hans Bock Gedächtnis-Stiftung), 1917 folgte die Gustav Bock-Stiftung mit weiteren 50 Werken. 1919 schenkte er seine Autographen-Sammlung, zu der unter anderem Stücke von Gustav Mahler, Richard Strauss, Robert Schumann, Franz Liszt und Richard Wagner gehören, der Universitätsbibliothek Gießen. Schließlich rief er 1920 die Gustav-Bock-Musikstiftung ins Leben, mit deren Zinserträgen seine Geburtsstadt unentgeltliche Volkskonzerte mit „nur bester Musik in einwandfreier künstlerischer Ausführung“ veranstalten sollte. Wie bereits sein Vater engagierte er sich für den Gießener Konzertverein. 1933 plünderte ein SA-Trupp die Bildersammlung, später lösten die Nationalsozialisten seine Stiftungen auf. Bock starb in wirtschaftlicher Bedrängnis.

Werke — Lieder (alle für Sst., Kl.): Sechs Lieder gedichtet von Alfred Bock („Eifersucht“, „Dein gedenk’ ich“, „Verlornes Liebesglück“, „Maiennacht“, „Im grünen Hage blühen“, „Trost in Tönen“), Leipzig: Kahnt [1881]; D-F (digital; s. Abb.) <> „Lied im Volkston“ Wer ist glücklich? („Schon oft hab’ ich im Stillen“), Weimar: Thelemann [1883] <> Brautwalzer („Wer könnte mir wohl sagen?“), ebd. [1884] <> „Die Sphynx“, ebd. <> Liebeslieder („Wer du mir bist“, „Noch einmal möcht‘ ich dich sehen“, „Deine lieblichen Augensterne“, „Es ist kein eitler Traum gewesen“, „Wie gerne dir zu Füßen“, „Es war im holden Maien“, „Du Mädchen ohne Gleichen“), ebd. – als Chansons d’Amour, Leipzig: Kahnt [1885] <> Drei Lieder („Der Sängerin“ (Text: Alfred Bock), „Die guten alten Zeiten“, „Maimond war’s“), Leipzig: Kahnt [1886] <> „Sehe ich deine zarten Füßchen an“, Gießen: Rudolph [1887] <> Haidenröslein. Ein musikalischer Scherz, ebd. [1887]

Quellen — NZfM 16. Dez. 1920 <> MMB

Literatur — Andreas Ay, Kunst und Leben. Gustav Bock und seine Kunststiftungen 1915 und 1917, Gießen 2018 <> Tomasz Lopatka, „Die Autographensammlung Gustav Bocks“, in: uniforum 31 (2018), Nr. 5, S. 14 <> Persönliche Informationen von Dr. Andreas Ay


(3) Alfred Bock studierte wie sein Bruder Gustav an der Universität in Gießen. Als er mit diesem zusammen 1884 die väterliche Fabrik erbte, überließ er ihm die Leitung und wandte sich seinen schriftstellerischen Arbeiten zu, für die er unter anderem 1924 den Georg-Büchner-Preis erhielt. Einige seiner frühen Gedichte wurden von Gustav Bock vertont (s. oben).

Werke (nur musikbezogene) — Deutsche Dichter in ihren Beziehungen zur Musik, Leipzig 1893; US-NYpl (digital) <> „Ein Besuch bei Louis Spohr“, in: Hessenland 27 (1913), S. 283–285; D-Kl (digital)

Literatur — Günter Schweig, Art. Bock, Alfred, in: NDB (digital)

Abbildung: Titel der Sechs Lieder von Gustav Bock; D-F


Karl Traugott Goldbach

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