beethoven

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-Eigentlich passt Ludwig van Beethoven nicht in unser Beuteschema, es sei denn, man möchte anführen, dass er aufgrund seiner mütterlichen Vorfahren in Ehrenbreitstein (dort war seine Mutter geboren), Koblenz, Trier und Traben an der Mosel gleichsam Halbmittelrheiner war – bei den „großen Meistern“ lässt sich bekanntlich mit einigen Tricks fast immer irgendeine Beziehung zu einer Landschaft oder einem Ort („… übernachtete hier …“) konstruieren. Seine erste Wienreise (1787) brachte ihn möglicherweise in eine beiläufige Berührung mit der Region; die zweite (und endgültige) führte ihn im November 1792 über Koblenz; um Mainz und Frankfurt machte er jedenfalls einen großen Bogen. Nicht lange zuvor aber nutzte er eine Reise der Bonner Hofkapelle nach Mergentheim, um im August 1791 mit Johann Franz Xaver →Sterkel in Aschaffenburg zusammenzutreffen, eine Begegnung, von der [[riesf|Ferdinand Ries]] und Franz Gerhard Wegeler (S. 16f.) anschaulich berichten. Dies ist auch schon alles. Allerdings vermag die Tatsache, dass jene kleine Episode letztlich die erste in Mainz erschienene Originalausgabe (WoO 65) des jungen Komponisten hervorbrachte, ein genaueres Hinsehen rechtfertigen, da sich gerade im Bereich des Editionswesens und der Rezeption seiner Werke einige Beobachtungen anstellen lassen: Seine ersten gedruckten Kompositionen überhaupt (die „Kurfürstensonaten“ WoO 47, die Rondos WoO 48 und 49, die Lieder WoO 107 und 108) erschienen 1783 und 1784 bei [[bossler|Boßler]] in Speyer. Es folgten 1791 die erwähnten Variationen (WoO 65) – übrigens auf ein Thema des Mainzer Hofkapellmeisters Vincenzo Righini – bei →Schott, und derselbe Verlag war es, der rund 35 Jahre später die Opera 121 (b) bis 128 sowie 131 (darunter die //Missa solemnis// op. 123 und die 9. Sinfonie op. 125) herausbrachte. Weitere Originalausgaben erschienen zu Beethovens Lebzeiten jedoch nicht in der Region – [[andre|Johann Anton Andrés]] Kontaktnahme im Herbst 1802 erbrachte zwar das Angebot u. a. der 2. Sinfonie und des 3. Klavierkonzerts durch Beethovens Bruder (23. Nov. 1802), doch kamen die Verhandlungen aus nicht bekannten Gründen zu keinem Ergebnis.+Eigentlich passt Ludwig van Beethoven nicht in unser Beuteschema, es sei denn, man möchte anführen, dass er aufgrund seiner mütterlichen Vorfahren in Ehrenbreitstein (dort war seine Mutter geboren), Koblenz, Trier und Traben an der Mosel gleichsam Halbmittelrheiner war – bei den „großen Meistern“ lässt sich bekanntlich mit einigen Tricks fast immer irgendeine Beziehung zu einer Landschaft oder einem Ort („… übernachtete hier …“) konstruieren. Seine erste Wienreise (1787) brachte ihn möglicherweise in eine beiläufige Berührung mit der Region; die zweite (und endgültige) führte ihn im November 1792 über Koblenz; um Mainz und Frankfurt machte er jedenfalls einen großen Bogen. Nicht lange zuvor aber nutzte er eine Reise der Bonner Hofkapelle nach Mergentheim, um im August 1791 mit Johann Franz Xaver →Sterkel in Aschaffenburg zusammenzutreffen, eine Begegnung, von der [[riesf|Ferdinand Ries]] und Franz Gerhard Wegeler (S. 16f.) anschaulich berichten. Dies ist auch schon alles. Allerdings vermag die Tatsache, dass jene kleine Episode letztlich die erste in Mainz erschienene Originalausgabe (WoO 65) des jungen Komponisten hervorbrachte, ein genaueres Hinsehen rechtfertigen, da sich gerade im Bereich des Editionswesens und der Rezeption seiner Werke einige Beobachtungen anstellen lassen: Seine ersten gedruckten Kompositionen überhaupt (die „Kurfürstensonaten“ WoO 47, die Rondos WoO 48 und 49, die Lieder WoO 107 und 108) erschienen 1783 und 1784 bei [[bossler|Boßler]] in Speyer. Es folgten 1791 die erwähnten Variationen (WoO 65) – übrigens auf ein Thema des Mainzer Hofkapellmeisters [[righini|Vincenzo Righini]] – bei →Schott, und derselbe Verlag war es, der rund 35 Jahre später die Opera 121 (b) bis 128 sowie 131 (darunter die //Missa solemnis// op. 123 und die 9. Sinfonie op. 125) herausbrachte. Weitere Originalausgaben erschienen zu Beethovens Lebzeiten jedoch nicht in der Region – [[andre|Johann Anton Andrés]] Kontaktnahme im Herbst 1802 erbrachte zwar das Angebot u. a. der 2. Sinfonie und des 3. Klavierkonzerts durch Beethovens Bruder (23. Nov. 1802), doch kamen die Verhandlungen aus nicht bekannten Gründen zu keinem Ergebnis.
  
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-Bereits 1803 trat der Mainzer Verleger Carl Zulehner mit der bemerkenswerten Idee einer //Collection complette des Oeuvres de musique pour le Piano Forte composées par Louis van Beethoven// (s. Abb. 2) auf den Plan, von der bis 1808 mehr als 20 Hefte (in vier Reihen) herauskamen, wobei die heftige und nicht ganz sachliche Invektive des Komponisten gegen das Projekt – sie ist Ausgangspunkt der kaum zu rechtfertigenden Brandmarkung Zulehners als „übler Nachstecher“ – nur nebenbei erwähnt sei (s. Wollner, S. 93–94). Ein 1813 von Schott bekanntgegebenes Vorhaben, Beethovens bis dahin erschienene Sinfonien (erstmals) in Partitur zu veröffentlichen, blieb unrealisiert. Dagegen offerierte [[dunst|Franz Philipp Dunst]] in Frankfurt/M. in den Jahren 1829 bis 1837 eine weitgehend vollständige //Collection Complète des Oeuvres pour le Pianoforte// (inklusive Kammer- und Vokalmusik sowie Konzerte), die, vermittelt durch Ferdinand Ries, auch bis dahin unbekannte Werke (Trios WoO 38 und 39) sowie Partitur-Erstdrucke enthält; zudem war die Erstausgabe des //Ritterballetts// (WoO 1) vorgesehen (s. Wegeler/Ries, S. 16). Der ebenfalls in Frankfurt ansässige Verleger [[loehr|Joseph Anton Löhr]] ist hinsichtlich seiner Rolle bei der Beethoven-Rezeption am Mittelrhein aufgrund seiner //Neuen correcten Ausgabe// der Klaviersonaten (seit 1834) gleichfalls nicht zu unterschätzen. Natürlich begegnet man außerdem zahllosen Beethoven-Ausgaben in der Region – sei es (als Nachdrucke) in der Originalfassung, sei es in arrangierter Form oder zu Favoritwalzern komprimiert. Es war übrigens ein Frankfurter Klavierlehrer, [[woerner|Johann Valentin Wörner]], der für Breitkopf & Härtel in Leipzig eine vierhändige Klavierfassung der //Egmont//-Musik op. 84 erarbeitete; sein früher Tod ließ eine weitere Zusammenarbeit nicht zustandekommen.+Bereits 1803 trat der Mainzer Verleger Carl Zulehner mit der bemerkenswerten Idee einer //Collection complette des Oeuvres de musique pour le Piano Forte composées par Louis van Beethoven// (s. Abb. 2) auf den Plan, von der bis 1808 mehr als 20 Hefte (in vier Reihen) herauskamen, wobei die heftige und nicht ganz sachliche Invektive des Komponisten gegen das Projekt – sie ist Ausgangspunkt der kaum zu rechtfertigenden Brandmarkung Zulehners als „übler Nachstecher“ – nur nebenbei erwähnt sei (s. Wollner, S. 93–94). Ein 1813 von Schott bekanntgegebenes Vorhaben, Beethovens bis dahin erschienene Sinfonien (erstmals) in Partitur zu veröffentlichen, blieb unrealisiert. Dagegen offerierte [[dunst|Franz Philipp Dunst]] in Frankfurt/M. in den Jahren 1829 bis 1837 eine weitgehend vollständige //Collection Complète des Oeuvres pour le Pianoforte// (inklusive Kammer- und Vokalmusik sowie Konzerte), die, vermittelt durch Ferdinand Ries, auch bis dahin unbekannte Werke (Trios WoO 38 und 39) sowie Partitur-Erstdrucke enthält; zudem war die Erstausgabe des //Ritterballetts// (WoO 1) vorgesehen (s. Wegeler/Ries, S. 16). Der ebenfalls in Frankfurt ansässige Verleger [[loehr|Joseph Anton Löhr]] ist hinsichtlich seiner Rolle bei der Beethoven-Rezeption am Mittelrhein aufgrund seiner //Neuen correcten Ausgabe// der Klaviersonaten (seit 1834) gleichfalls nicht zu unterschätzen. Natürlich begegnet man außerdem zahllosen Beethoven-Ausgaben in der Region – sei es (als Nachdrucke) in der Originalfassung, sei es in arrangierter Form oder zu Favoritwalzern komprimiert. Es war übrigens ein Frankfurter Klavierlehrer, [[woerner|Johann Valentin Wörner]], der für Breitkopf & Härtel in Leipzig eine vierhändige Klavierfassung der //Egmont//-Musik op. 84 erarbeitete; sein früher Tod ließ eine weitere Zusammenarbeit nicht zustandekommen.
  
 Apropos Tod – obwohl er wohl nie einen Fuß in die Stadt setzte, verbinden seine (angeblich) letzten Worte („Schade, schade, zu spät“) Beethoven in besonders markanter Weise mit Mainz: Die Lieferung des auf Anraten seines Arztes bei Schott bestellten Rheinweins erreichte ihn erst auf dem Sterbebett. Apropos Tod – obwohl er wohl nie einen Fuß in die Stadt setzte, verbinden seine (angeblich) letzten Worte („Schade, schade, zu spät“) Beethoven in besonders markanter Weise mit Mainz: Die Lieferung des auf Anraten seines Arztes bei Schott bestellten Rheinweins erreichte ihn erst auf dem Sterbebett.
  
-**Quellen und Literatur** — Franz Gerhard Wegeler und Ferdinand Ries, //Biographische Notizen über Ludwig van Beethoven//, Koblenz 1838 <> Joseph Schmidt-Görg, //Beethoven. Die Geschichte seiner Familie//, Bonn 1964 <> Kurt Schürmann, //Der Verleger Franz Philipp Dunst, Frankfurt/M.//, in: //Beethoven-Jahrbuch// 6 (1968), S. 209–214 <> Kurt Dorfmüller und Friederike Grigat, //Carl Zulehners Beethoven-Ausgaben//, in: MittAGm 67/68 (1997), S. 269–314 <> //Beethoven Briefe Gesamtausgabe//, hrsg. von Sieghard Brandenburg, 7 Bde., München 1996–1998 <> Wollner 2009 <> LvBWV <> Axel Beer, //„Beethovens Symphonien in Partitur“ – ein unbekanntes Schott-Projekt des Jahres 1813//, in: MittAGm 91 (2019); im Erscheinen+**Quellen und Literatur** — Franz Gerhard Wegeler und Ferdinand Ries, //Biographische Notizen über Ludwig van Beethoven//, Koblenz 1838 <> Joseph Schmidt-Görg, //Beethoven. Die Geschichte seiner Familie//, Bonn 1964 <> Kurt Schürmann, //Der Verleger Franz Philipp Dunst, Frankfurt/M.//, in: //Beethoven-Jahrbuch// 6 (1968), S. 209–214 <> Kurt Dorfmüller und Friederike Grigat, //Carl Zulehners Beethoven-Ausgaben//, in: MittAGm 67/68 (1997), S. 269–314 <> //Beethoven Briefe Gesamtausgabe//, hrsg. von Sieghard Brandenburg, 7 Bde., München 1996–1998 <> Wollner 2009 <> LvBWV <> Axel Beer, //„Beethovens Symphonien in Partitur“ – ein unbekanntes Schott-Projekt des Jahres 1813//, in: MittAGm 91 (2021); im Erscheinen
  
  
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  • Zuletzt geändert: 2023/06/05 17:56
  • von bkb