anthes

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ANTHES (Familie)

(1) Gottfried * Kronberg 27. Apr. 1752 | † ebd. 13. Dez. 1822; Lehrer, Organist, Kantor

(2) Johann Adam * Kronberg 9. Okt. 1788 | † Idstein 19. Mai 1843; Sohn von (1) Lehrer, Organist

(3) Johann Philipp * Kronberg 2. Nov. 1792 | † Friedberg 6. Aug. 1865; Sohn von (1), Lehrer, Organist

(4) Gottfried (II) * Kronberg 12. Okt. 1798 | † Kaub 12. Sept. 1884; Sohn von (1) Lehrer, Organist, Kantor

(5) Konrad Friedrich * Weilburg 2. Mai 1812 | † Klingelbach (bei Katzenelnbogen) 13. Juni 1874; Sohn von (2), Theologe

Sowohl zum aus Homburg stammenden Kammersänger Georg Anthes (1863–1923) als auch zu Johann Georg Anthes (1802–1857), Lehrer und Leiter des Taunus Liederkranz in Eschbach (FétisB schreibt diese Funktion fälschlich J. A. Anthes (2) zu), besteht keine erkennbare Verwandtschaft. Gleiches dürfte für den 1820 in Bad Kreuznach nachweisbaren Pianisten Anthes gelten (AmZ 1. März 1820). Eine umfangreiche Darstellung der in Hessen weitverzweigten Familie findet sich im Hessischen Geschlechterbuch (s. u.).


(1) Gottfried Anthes wurde seit 1765 in Schierstein durch seinen Onkel Johann Friedrich Anthes und in Wiesbaden bei Kantor Samuel Bernhard Gottfried Luja musikalisch ausgebildet und besuchte seit 1766 als Chorschüler das Frankfurter Gymnasium. Seit 1776 war Anthes als erster Lehrer, Organist und Kantor in Kronberg tätig. Letztgenanntes Amt hatten bereits sein Vater und Großvater bekleidet. Bei (2) bis (4) handelt es sich um Söhne aus seiner zweiten Ehe mit Margaretha Elisabeth geb. Henrich (* Kronberg 6. Jan. 1764 | † ebd. 7. Mai 1843).


(2) Johann Adam Anthes erhielt an der Schule seines Vaters Elementarunterricht und wurde von diesem im Klavier- und Violinspiel unterwiesen. Ebenfalls den Lehrerberuf ergreifend, besuchte er von 1807 bis 1810 das Lehrerseminar in Idstein und fand in Weilburg eine Anstellung als Kantorei-Vikar und Lehrer einer Knabenschule. 1817 kehrte er zurück nach Idstein, wo er als Lehrer der ersten Knabenschule (bis 1832), Gesanglehrer am Lehrerseminar (seit 1841 als ordentlicher Lehrer; Carl Feye wurde sein Nachfolger) und Pädagogium sowie Kantor und Organist tätig war. Im Zusammenhang mit der Stelle als Gesanglehrer erstellte er sich „ein ausgedehntes musikalisches Wörterbuch […], das über 800 gedrängt geschriebene Quartseiten enthielt“ (Hess. Geschlechterbuch S. 277) und bemühte sich um die Publikation eigenen Lehrmaterials, das er auf seine Kosten bei →Schott drucken ließ. 1836 erhielt er den Auftrag, ein neues Gesang- und Choralbuch für die nassauische Kirche zusammenzustellen. Aufgrund seiner Kenntnis, nicht nur der Idsteiner Orgel der Brüder →Stumm, wurde Anthes überregional als Sachverständiger herangezogen. Neben seinen veröffentlichten Kompositionen soll er zudem Instrumentalwerke und Werke für „Schulfeierlichkeiten, kirchliche Feste und Handlungen“ geschrieben haben (Hess. Geschlechterbuch S. 278).

Werkemit Opuszahl: Sechs kleine Lieder. Allen jungen Freunden des Gesangs in Liebe gewidmet (Sst. m. Kl.) op. 3, Mainz: Schott [1824]; CH-Zz, D-Mbs (Stichvorlage digital) <> Frühlingsfeyer. Sechs Lieder. Allen Freunden der schönen Natur gewidmet (2 Fst., 2 Mst. bzw. 1 Sst. m. Kl.) op. 4, ebd. [1825]; ehemals D-B, D-Ff, D-Mbs (Stichvorlage digital) <> Sechs Lieder (Sst. m. Kl.) op. 5 (Frl. Wilhelmine Gruner als Weihnachts-Geschenk gewidmet), ebd. [1825]; CH-Zz, ehemals D-B, D-Mbs (digital; Stichvorlage digital), US-PHu <> Sechs Lieder aus Luise Thalheim. Eine Bildungs Geschichte für gute Töchter op. 6, ebd. [1826]; CH-Zz, ehemals D-B, D-F, D-Mbs (digital; Stichvorlage digital) <> Drey Duetten […] für seinen haeuslichen und freundschaftlichen Saengerkreis geschrieben (2 Sst. m. Kl.) op. 7, ebd. [1827]; D-B, D-Mbs (digital; Stichvorlage digital) <> ohne Opuszahl: Fünfzig Choral-Melodieen zum Gebrauch für Elementar-Schulen & Sing-Institute (3 bzw. 4 Sst.), Mainz: Schott [1820]; D-B, D-Mbs (digital, s. Abb.) <> Arrangement: Rossini, Ouverture de l’Opera Eduard et Christine (Fl., 2 Vl., Va., Vc.), ebd. [1824/25]; D-Mbs (digital) <> Die ewige Herberge. Letzte Composition von J. A. Anthes. Als Zeichen der Liebe und Dankbarkeit mit einem Nekrologe und einigen Trauergesängen zu einem Denkmale des Seligen gestiftet und hrsg. von seinen Schülern Christian Roos und Adolph Conrad, Wiesbaden: Scholz 1844; D-B, D-WIl <> außerdem einzelne Lieder in Sammlungen


(3) Johann Philipp Anthes, gelernter Schreiner, ergriff, wie seine Brüder, den Lehrberuf. 1817 schloss er seine Ausbildung am Idsteiner Lehrerseminar ab und wurde, nachdem er Schulverwalter in Erda (bei Hohensolms) gewesen war, 1822 als Konrektor an die Rektoratsschule nach Lich berufen, deren Leitung er 1828 übernahm. Seit 1824 war Anthes in Lich als Organist tätig, zusätzlich gab er Privatstunden (zu seinen Schülerinnen im Gesang gehörten die drei Prinzessinnen von Solms-Hohensolms-Lich). Unter Rückgriff auf die von Heinrich Neeb geschriebenen Statuten des gemischten Singvereins gründete er 1838 den Licher Männergesangverein Cäcilia, dem er bis 1858 vorstand. Seinen Lebensabend verbrachten er und seine Ehefrau Cleophea geb. Colonius (1794–1869) in Friedberg an der Blindenanstalt ihres Schwiegersohns.


(4) Wie seine Brüder wurde Gottfried Anthes durch den Vater musikalisch ausgebildet. Nachdem er von 1817 bis 1819 das Lehrerseminar in Idstein besucht hatte, lehrte er in Herborn (seit 1819), Dillenburg (seit 1832) und Weilburg (seit 1840 erster Lehrer der Realschule) ehe er 1844 Oberlehrer in Wiesbaden wurde. Außerdem betätigte er sich als Gesanglehrer, Kantor und Organist an der Marktkirche (in letztgenannter Funktion folgte ihm Adolf Wald nach). 1866 siedelte er zu seinem Sohn Eugen nach Michelbach (Aar) über, wo er bis zu seinem Tod blieb und sich der Musik und naturkundlichen Studien widmete. Anthes spielte neben Klavier und Orgel auch diverse Streich- und Blasinstrumente und komponierte u. a. Streichquartette und -quintette, die nicht überliefert sind. Nach dem Tod seines Bruders Johann Adam (2) im Jahr 1843 übernahm er dessen Aufgabe, ein neues Gesang- und Choralbuch für die nassauische Kirche zu erstellen, woran auch Johann Peter Heuschkel mitarbeitete.

WerkeAnleitung zum Gesang nebst 57 Chorälen und 78 Liedern und Chören, bearb. u. zusammengetragen, Wiesbaden: Ritter 1840; ehemals D-B – Wiesbaden: Limbarth 31868; D-WIl <> als Mitherausgeber: Choralbuch für die evangelisch-christliche Kirche des Herzogthums Nassau, Wiesbaden: Verlag des Geistlichen Central-Wittwen- und Waisenfonds 1848; D-DSk, D-Fsa, D-Mbs (digital), D-WIl


(5) Nachdem Konrad Friedrich das Gymnasium in Idstein besucht hatte, studierte er in 1832 Göttingen und 1834–35 am Predigerseminar in Herborn. Anschließend leitete er als geprüfter Kandidat der Theologie von 1835 bis 1840 die Privatlehranstalt in Idstein und unternahm einige Reisen. Seit 1844 war er zweiter Pfarrer in Haiger. Anthes arbeitete außerdem seit 1843 an der Darmstädter allgemeinen Kirchen- und Schulzeitung und dem zugehörigen Theologischen Literaturblatt mit, wofür er einige Beiträge verfasste.

WerkeDie Tonkunst im evangelischen Cultus, nebst einer gedrängten Geschichte der kirchlichen Musik. Ein Handbuch für Geistliche, Organisten, Vorsänger und Lehrer, Wiesbaden: Friedrich 1846; u. a. in D-Mbs (digital) <> Bemerkungen zur Verbesserung des Evangelischen Kirchengesanges, Wiesbaden: Friedrich 1846; u. a. in D-Mbs (digital)


Quellen und Referenzwerke — Korrespondenz zwischen J. A. Anthes (2) und Schott in D-B <> HmL, MMB <> FétisB 21860 <> Morgenblatt für gebildete Stände (Stuttgart) 9. Aug. 1820; Didaskalia (Frankfurt/M.) 17 Sept. 1844 <> Hessisches Geschlechterbuch 5 (= Deutsches Geschlechterbuch 64), hrsg. von Bernhard Koerner, Görlitz 1929, S. 1–99, 275–442 (insb. S. 16, 29, 87, 275–79, 283–99, 343–50)

Literatur — Art. Anthes, Heinrich Wilhelm, in: Hessische Biografie (online) <> Chronik des Licher Gesangvereins Cäcilia (online)


Kristina Krämer

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  • von kk
  • angelegt 2019/07/04 12:08