==== Adam Gottron ==== \\ **GOTTRON, ADAM (BERNHARD)** * Mainz 11. Okt. 1889 | † ebd. 29. Okt. 1971; Historiker, Theologe, Priester, Lehrer, Musikforscher {{ :operations:gottron_mit_waldhorn_datum_unbekann_d-mzmit_.jpg?nolink&180|}} Gottron studierte Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte an den Universitäten in Gießen und Freiburg. 1911 schloss er mit der Dissertation zu „Ramon Llulls Kreuzzugsideen“ ab. Es folgte das Studium der Theologie in Freiburg, Innsbruck und am Priesterseminar Mainz. 1917 wurde er zum Priester geweiht. Gottron war von 1922 bis 1954 zunächst in Darmstadt, später in Mainz im Schuldienst tätig. Als Theologe und Geistlicher engagierte er sich in der katholischen Jugend und in den Bereichen Kirchenmusik und Liturgie. Bereits seit seiner Schulzeit war er mit Romano Guardini im Mainzer //Juventus// aktiv, einer ursprünglich aus der Marianischen Kongregation hervorgegangenen Schülervereinigung. Ab 1933 war er Diözesanpräses der Cäcilienvereine (später Kirchenchöre) im Bistum Mainz und ab 1941 Mitglied der Kommission für die katholischen deutschen Einheitslieder. Gemeinsam mit Ferdinand Haberl begründete er 1947 die Zeitschrift //Musik und Altar. Zeitschrift für Musik in Kirche und Schule, Jugend und Haus//, deren Schriftleiter er anfänglich war. In den 1920er-Jahren hatte Gottron laut eigener Aussage zunächst auf der „Suche nach alter Musik für jugendliche Musikscharen“ (Gottron 1959, S. 2) begonnen, sich mit der Musikgeschichte seiner Heimatstadt zu befassen. Zentrales Zeugnis ist eine umfangreiche handschriftliche Materialsammlung: Über etwa 30 Jahre hinweg bereiste Gottron Bibliotheken und Archive, um musikalische Quellen einzusehen und zu spartieren. Kernstück seiner Sammlung sind 29 unter dem Titel „Mainzer Musiker“ als Reihe zusammengefasste Foliobände, die insgesamt über 800 Einträge (teils vollständige Kompositionen, teils Einzelsätze) beinhalten. Vielfach hat Gottron zudem Stimmenmateriale erstellt (ebenfalls handschriftlich), um Aufführungen zu ermöglichen. \\ **Übersicht zur Sammlung //Mainzer Musiker//** {{:operations:gottron_titel_mainzer_musiker_bd.3_d-mzmi_rm_27_3.jpg?nolink&370 |}} ^ Band ^ Titel ^ Jahr/Datierung ^ |1 | Mainzer Musiker des 17. Jahrhunderts 1. Teil | 1938 | |2 | Mainzer Musiker des 17. Jahrhunderts 2. Teil | 1939 | |3 | Mainzer Musiker des 18. Jahrhunderts 1. Teil | 1940 | |4 | Mainzer Musiker des 18. Jahrhunderts 2. Teil | 1940 | |5 | Mainzer Musiker des 19. Jahrhunderts 1. Teil | 1940 | |6 | Mainzer Musiker des 19. Jahrhunderts 2. Teil | 1941–43 | |7 | Tausend Jahre Mainzer Musik | 1939 | |8 | Mainzer Musiker. Nachtrag | 1942 | |9 | [ohne Titel] | [1939–41] | |10 | Mainzer Musiker im 17. und 18. Jahrhundert. 2. Nachtrag | 1943 | |11 | Mainzer Kirchenmusik im 18. Jahrhundert | 1951–52 | |12 | [verschollen, mutmaßlich 3. Nachtrag] | | |13 | Mainzer Klavier- und Orgelmusik im 17. und 18. Jahrhundert | [1956] | |14 | Mainzer Opernmusik | [1953–60] | |15 | Mainzer Musiker. 4. Nachtrag | 1953 | |16 | Mainzer Musiker. 5. Nachtrag | 1954 | |17 | Mainzer Musiker. 6. Nachtrag | 1955 | |18 | Kirchenmusik | 1956 | |19 | Mainzer Musiker. 7. Nachtrag | 1955 | |20 | Mainzer Lieder | [1955] | |21 | Mainzer Musiker. [8. Nachtrag] | [1957–58] | |22 | Sonaten mit Klavierbegleitung | [1957–58] | |23 | Mainzer Musiker [9. Nachtrag] | [1957–58] | |24 | Mainzer Kammermusik | 1958 („spatiert meist 1958“) | |25 | Mainzer Musiker u. m. a. Sammelband | [1958–60] | |26 | Alt-Mainzer Musiker | [1961–63] | |27 | Alt-Mainzer Musiker | [1960–63] | |28 | Mittelrheinische Musiker des 18. Jahrhunderts | 1966–67 | |29 | Orgelwerke | [1959] | Gottron hat etwa 20 Werke von Mainzer und mittelrheinischen Komponisten bei verschiedenen Verlagen in Einzelausgaben herausgegeben. Dass er lange das Ziel einer großangelegten Publikationsreihe zur Mainzer Musik verfolgte, legen die ersten acht Bände seiner Sammlung nahe. Sie sind als Auswahlbände angelegt, beinhalten Teils Vorworte, und auf den Titelblättern bezeichnet sich Gottron selbst als Herausgeber. 1963 brachte er in allen Bänden einen Hinweis an, aus dem hervorgeht, dass diese „nicht reif zur Veröffentlichung“ seien. In den //Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft für Mittelrheinische Musikgeschichte// (MittAGm 6, S. 47–48 und MittAGm 7, S. 50) wurde zur gleichen Zeit eine wissenschaftlich-kritische Denkmälerreihe mittelrheinischer Musik angekündigt, die aber trotz schon relativ konkreter Planungen nie realisiert wurde. {{ :operations:gottron_1964_d-mzmi.jpg?nolink&250|}} Ab Mitte der 1930er-Jahre entwickelte Gottron im Rahmen des Mainzer Altertumsvereins eine rege Vortragstätigkeit. Zudem publizierte er v. a. in der //Mainzer Zeitschrift// zahlreiche Beiträge zu einzelnen Komponisten. 1959 veröffentlichte er sein musikhistoriographisches Hauptwerk //Mainzer Musikgeschichte von 1500 bis 1800//, das die vorherigen Arbeiten zusammenfasst und weiterführt. Gottron hatte von 1959 an eine Honorarprofessur für Mittelrheinische Musikgeschichte an der Philosophischen Fakultät der Universität Mainz inne. 1961 gründete er gemeinsam mit [[boesken|Franz Bösken]] die [[https://mugemir.de/|Arbeitsgemeinschaft für Mittelrheinische Musikgeschichte]], deren erster Vorsitzender er bis 1968 blieb. 1969 verlieh ihm die Philosophische Fakultät der Universität Mainz einen Ehrendoktortitel. Gottrons Nachlass wurde auf verschiedene Mainzer Institutionen aufgeteilt. Der musikbezogene Teil befindet sich in den Musikwissenschaftlichen Sammlungen der Johannes Gutenberg-Universität. **Werke** — Schriftenverzeichnisse: s. //Mainzer Zeitschrift// 54 (1959), S. 84–89; s. MittAGm 19 (1969), S. 184–190; sowie die Art. in MGG1 und MMM1; Monographien zur Musikgeschichte: //Mainzer Musikgeschichte 1500–1800//, Mainz 1959 (Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz 18) <> //Arnold Rucker, Orgelmacher von Seligenstadt//, Mainz 1962 (BzmM 3) **Quellen** — Sammlung Gottron, Musikwissenschaftliche Sammlungen der Johannes Gutenberg Universität Mainz (D-MZmi, olim D-MZgottron) <> Gottron, Adam, Universitätsarchiv Mainz, Best. 64, Nr. 1321 <> Jahresberichte des Mainzer Altertumsvereins, //Mainzer Zeitschrift// 29–61 (1934–1966) <> MittAGm **Literatur** — Günther Massenkeil, //Adam Gottron als Musikforscher//, in: //Mainzer Zeitschrift// 67/68 (1972/73), S. 13–16 <> Friedrich Wilhelm Riedel, //Musik als Krönung des Lebens//, in: //Ein Leben im Schatten des Domes. Zum Gedächtnis an Adam Gottron// (Kleine Mainzer Bücherei VI), hrsg. von Walter Heist, Mainz [1973], S. 20–26 <> Adam Gottron, Art. //Gottron//, in: MGG1 <> Friedrich Wilhelm Riedel, Art. //Gottron//, in: MGG1 (Suppl.) <> Hubert Unverricht, Art. //Gottron, Adam Bernhard//, in: MMM1 (Bd. 2) <> Adam Gottron, in: //Verzeichnis der Professorinnen und Professoren der Universität Mainz// [[http://gutenberg-biographics.ub.uni-mainz.de/id/a74b252d-6872-4e4b-92b1-533ed74959df|online]] Abbildung 1: Adam Gottron mit Waldhorn (Datum unbekannt); D-MZmi Abbildung 2: Titelseite der //Mainzer Musiker// Bd. 3 (1940); D-MZmi Abbildung 3: Adam Gottron (1964); D-MZmi ---- Jonathan Gammert